Ja, du hast es leider so gewollt, also werde ich in Corona-Quarantäne die Zeit nutzen für einen kurzen Abriss.
Nicht wissenschaftlich, weil meinen eigenen Beobachtungen entsprungen, aber mit allen gängigen Ansatztheorien kompatibel.
Die Tonhöhe, die du intuitiv regeln kannnst, entsteht nicht durch gezielte Muskelanspannungen, um Schwingungen in bestimmten Frequenzen hervorzurufen, sondern (durch Erfahrungswerte von Geburt an) das exakte Einstellen von Resonanzräumen, die eben den gewünschten Tonhöhen exakt entsprechen. Pfeifen, Singen, Sprechen, sogar beim aktiven Zuhören...immer ist die Mundhöhle aktiv beteiligt für den Klang bzw. die Tonhöhe.
Zum Verständnis: nimm eine große Muschel und halte sie an dein Ohr. Angeblich hört man ja "Meeresrauschen" aber halt immer auf einer einzigen Tonhöhe. Die Muschel ist der Resonanzraum, durch die Windungen so groß und lang, dass man tatsächlich etwas hören kann. Diese Funktion übernimmt nun in deinem Körper deine Mundhöhle, und da ist die Zunge der flexible Teil, der anpassungsfähigste überhaupt in deinem Körper. Du kannst eigentlich jede beliebige Tonhöhe leise vor dich hin zischen, ohne dass es wirklich laut pfeift. Dazu müssten die Lippen noch speziell gespitzt werden...brauchen wir nicht beim Trompetespielen. Aber genau das Phänomen dieser Mundhöhlengeräusche nutzen wir andauernd beim Buzzen, bei "Lippentrillern", bei sauberen Bindungen, beim perfekten Ansprechenlassen heikler Töne. Also was ich mir mit meinem Gehör exakt vorstellen kann, kann ich danach auch auf mein Instrument übertragen. Wird anderswo umständlich als Kardinalvokale bezeichnet, geht aber stufenlos über den gesamten Umfang. Und die echten Stecher in der 4. Oktave und drüber haben demzufolge eine Technik entwickelt, ganz vorn vor den Lippen den kleinstmöglichen Resonanzraum mit der Zungenspitze so zu steuern, dass da oben alles sitzt. Thema Zahnlücke zwischen den oberen Schneidezähnen ist dabei immer wieder im Gespräch, bei mir selber herrscht dort ein Engstand, daher bin ich dafür kein Experte.
Bleibt natürlich noch die Geschichte von den Lippen, die nach landläufiger Meinung genau so oft öffnen und schließen, wie halt die Frequenz der Töne ist. Das passiert auf einschlägigen Videos mit Posaunen im tiefen Register ganz anschaulich. Aber bei hohen Frequenzen wird es anders sein, ein hochauflösendes Zeitlupenvideo der Lippenschwingungen vom C3 hat noch niemand eingestellt. Die Stroboskopaufnahmen bislang könnten für mich eher eine Art Vibrato im Klang erklären, nicht aber eine definierte Tonhöhe. Als Modell für den Anfängerunterricht würde ich diese These trotzdem beibehalten wollen. Es gibt aber eben noch andere Schwingungen und Wellen, die dem schlichten Trompetergemüt bisher verborgen blieben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Oberfl%C3%A4chenwelle schaut mal nach. Da ist es dann eben so, dass die ordentlich gespannten Lippen, schön geöffnet für optimalen Luftfluss und damit offenen Klang, diese Frequenzen aus der Mundhöhle per Oberflächenwelle ins Mundstück und damit Instrument übertragen. Die Luft kann ungebremst fließen, weil die Lippen eben nicht 440 mal beim A1 schließen und öffnen müssen. Der Übertragungsweg ist deutlich feiner. Der vielzitierte Bernoullieffekt funktioniert damit übrigens genauso gut wie mit dem anderen Modell. (Ein bisschen sehen so die Hände nach dem Waschen aus, wenn man sie in einen dieser stark motorisierten Händetrockner einer öffentlichen Toilette hält, kennt bestimmmt jeder.)
Für die Praxis hat die ganze Geschichte insoweit Auswirkungen, dass man deutlich weniger Fokus auf die Lippen legen muss (Ansatzkraftsportler) und viel mehr das mentale Üben betreiben kann, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Und der Ansatz sollte deutlich ruhiger mit weniger Wackelei werden, weil halt die Tonhöhen von innen gesteuert werden.
Viel Spaß damit
