persönliches High Notes Experiment Teil 1

Get the Range ! :o)

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shakuhachi
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persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von shakuhachi »

Hallo liebe Trompetengemeinde….

ich habe gerade ein Viertel der mir selbst verordneten Wegstrecke eines persönlichen Experiments absolviert und möchte ob der verblüffenden Ergebnisse dieses gerne vorstellen:

Nachdem ich nach ca. 3 Jahren mit Trompetenlehrer und mit zwar wenig aber täglicher Spiel-Ausdauer (1/2-3/4 Stunde am Stück) und dann doch mit einer inzwischen großen Trefferrate den Tonraum bis C3 erlangt hatte, wollte ich dennoch höher hinaus.

Der Weg führte über alle gängigen Internet-Ansatz-Päpste und Methoden – Burba, POPs, Roddy, Maggio, Farkas, Stevens, Supershops und BE, CDHC von Odneal (Casual double High C), TCE, Online Videounterricht mit Lynn Nicholson, Video Unterricht bei Roddy (einschließlich die meisten seiner Bücher) etc. unter Verwendung von kleinst-Durchmesser-flachst-Kessel-Mundstücken wie Warburton-Odneal/Choop/Carmichael, Schilke Jon Faddis heavy usw., Exotenmundstücken wie Lynch asymmetric mouthpiece, Wedge Mouthpiece etc. und einer Menge Lippentrockenübungen (Lippen-Expander, Bleistiftübung, Lippen-Buzzing, Mundstück-Buzzing etc.) – alles hat irgendwie Fortschritte gebracht, aber bei e3 (ab und zu) war absolut Ende – und die mangelnde Ausdauer blieb ein Problem.

Dann bin ich wieder an folgende Trompetenschule geraten, die ich vor über 30 Jahren mal angefangen hatte, eigentlich mit gutem Fortschritt (vom damaligen Trompetenlehrer bestätigt), aber dann doch inkonsequenter Umsetzung (wie es wohl den meisten Kritikern dieser Schule zu unterstellen ist!) und Abbruch derselben mangels Geduld (später dann Aufgabe des kompletten Trompetenspiels aus Frustration – Wechsel zur Querflöte) – bitte trotzdem weiterlesen:

„Double High C in 37 Weeks – by Roger. W. Spaulding“. Die war zu meiner Verblüffung jetzt wieder im Handel erhältlich.

Nachdem ich in diversen Trompetenforen recherchiert hatte und bei einigen Ehemaligen der Maynard Ferguson Formationen immer wieder auf das intelligente Mundstückdesign v-cup, oder noch besser „konvex v-cup“ verwiesen wurde wie auch bei Roger Spaulding selbst, hielt ich nach einem solchen Aussicht im Internet.

Warburton hat da ein „MF“ Top im Angebot bei Thomann, das ich gleich bestellte. Erschütternder Weise ging da erst mal gar nichts mehr…..Wie sich nach weiterer Forschung herausstellte, war ich da nicht alleine und es lag offensichtlich an der „Bite-losigkeit“ (hoher Alpha-Angel nach GR) und der leicht „konvexen“ Gestaltung des Mundstückinneren – m.a. Worten, das Mundstück hat keinen inneren Rand und das, was da vom Mundansatz bis zur Bohrung führt, gleicht eher einem konvexen Trichter.

Da mich aber die logischen Erklärungen der Vorzüge eines konvex v cup derart überzeugten, blieb ich hartnäckig: Lynn Nicholson erzählte mit auch persönlich, das Maynard Ferguson ein „relexed Player“ (entspannter Spieler) war und das derartige Spieler nach kleinen Durchmessern und v-cup Mundstücken streben (kann bei youtube von ihm ebenfalls erfahren werden, wo er das Lynnflex Mundstück von Stomvi-usa anbietet. Er hat auch wieder bestätigt und demonstriert, dass MF eigentlich mit ausgerollten Lippen spielte (super-relaxed). Er selbst – Lynn – spielt eigentlich zwei Ansätze: ab einer gewissen hohen Lage (um c3) führt er einen Ansatzwechsel durch, den er „the shift“ nennt. In den mir per mail übermittelten Ansatzbildern mit offenem Mundstücksrand kann man dann gut erkennen, dass ein kleiner Ansatzteil im Zentrum sich nun nach außen stülpt, also entspannt wird. Meine jetzige Theorie ist, dass MF komplett in jedem Register gelernt hat so zu spielen, wobei ihn die von ihm von Anfang an verwendeten v-cup Mundstücke (außer später Monette) automatisch unterstützt haben – angefangen mit dem abgesägten Rudi Muck Mundstück im Alter von 13 Jahren, wie die Legenden erzählen. Insgesamt wird ja von MF auch berichtet, dass er einen French Horn Ansatz auf die Trompete übertragen hat.

Als ich meine Online Session mit Lynn hatte, hatte ich gerade mal 2-3 Wochen mit dem Warburton MF Mundstück geübt, was zwar immer besser ging, aber immer noch heftigste Probleme verursachte (Umstieg von Warburton Odneal).

Ein gewisser Drew Wilkie im Internetforum Trumpetherald hat den Vorteil eines v-cup (allerdings kein konvexes, was er bei den Jet-Tone Dingern verdammt!) im Stile der MF Konzeption kurz und prägnant zusammengefasst:

"The MF design is probably the most intelligently designed mouthpiece in existence, when it comes to commercial playing.
It has a rim with no edges, so it never bangs up your chops.
It has a cup as deep as a 3C, so the sound is big and fat.
The total cup volume is roughly that of a 6A4a, so you get a good clarity in the sound.
Most importantly, because the shape is a straight funnel, the mouthpiece is essentially adjustable in depth and width. The more chop material you get in there, the narrower and shallower it gets. Therefore, the mouthpiece becomes easier to play the more you exert yourself.
All that said, I'm not quite sure I'm on the actual MF model that Warburton is selling. I have a top that was made for Bill Carmichael that is roughly the same MF design, but it may not be the same exact top.
Either way, it can be a very precarious mouthpiece to play. You need to set up such that your aperture is right about the throat of the mouthpiece, and you MUST have your tongue forward to support that aperture. Otherwise, the mouthpiece WILL shut down on you, because your lips will blow apart into the sides of the cup. In that sense, this mouthpiece is the ultimate tool for learning to play with a forward tongue. This is the reason why 99% of players have hated Maynard's mouthpiece, because they have never figured out how to play it. However, there are several pros who took to his design quite well and had mouthpieces made for themselves along similar lines (Ingram has a custom Schilke like this, Lynn Nicholson plays an MF design, so does Jim Manley).
That said, if you play by the rules of the mouthpiece and keep that tongue forward, it really is the best mouthpiece design out there. It proves you don't need an actual bowl to play the horn, and you'll find that a bowled mouthpiece actual becomes a detriment the more you play the MF design. "


Wilkie weist also darauf hin, dass die Geometrie eines echten v cup automatisch für eine zunehmende Kompression des Luftstrahls und Verkleinerung des Mundstückdurchmessers führt, wenn mehr Lippenmaterial eindringt. Er weist auch darauf hin, dass 99 % der Probanten eines solchen Mundstücks es verfluchen, wenn sie nicht den richtigen Zugang dazu finden.

Wilkie antwortete Jeff Parfenchuck, der eigentlich genau auch meine Erfahrung beschreibt:

"Hi All,

I have been working with an SC3 mouthpiece for the last few months and MSC. I took my first lesson and that helped quite a bit. My horn is a Selmer Chorus 80J. Things are working well and I can play notes up to high E/F with pretty good volume. Anything higher and the sound thins out or stops. This happens on various other mouthpieces I have.

Last week I ordered a Warburton MF mouthpiece as I've had certain experiences from time to time when my lips were fully engaged into the cup and I would magically play a very loud, high note. Never could make this work on command and or play other notes. Another reason I bought it was that I've tried a pucker type embouchure but I would always blow apart the lips either playing high or loud. In addition, I saw Drew Wilkie was playing one, and various other things.

When I got the new piece, after a quick warm up on the SC3, I put the MF piece in and blew a few notes. Once I got a feel, I played a scale from high G to Double G, piece of cake easy. Loud solid G.

I've mostly kept everything I've been working on with MSC, except now I relax my lips completely and set up with my lips apart and almost rolled out. They feel like the encircle the rim in a pucker. I have now been able to play double Ab,A and even Bb. Those notes aren't quite as loud but I can hit the correct pitch as measured by a tuner.

As far as all around playing, the MF is much easier to play, quicker response, better flexibility and the tone sounds pretty good.

So I'm looking for reasons why I can do this on what is basically a funnel. If I use the same setup on other mouthpieces, there is no difference compared to my normal MSC set up. I am worried that I found something that works for a short time and then I end up down a dead end and have to start over.

Any and all opinions welcome.

Thanks.
_________________
Jeff Parfenchuck"


Jeff beschreibt exakt die Empfehlung von Spaulding die ich nun ebenfalls bestätige: lips puckered and rolled out – Lippen ausgerollt und gestülpt (Maggio lässt grüßen).

Das ist wohl das Geheimnis einer konvexen v-cup Form. Das setzt allerdings weniger bestimmte „Ansatzmasken“ voraus, weniger bewusstes „rollin/rollout“ Verhalten der Lippen als vielmehr einen relativ entspannten, nach vorne gerichteten Ansatz (Maggio-like), ähnlich wie von Spaulding beschrieben (je höher, je mehr Unterlippe schmollmäßig ins Mundstück) . Dabei unterscheidet sich wie gesagt auch noch das strenge v cup Prinzip von einem konvexten v cup, wie es z.B. bei Yet-Tone MF /Bill Ratzinger (oder ansatzweise auch bei Warburton MF Top) realisiert ist.

Dann stieß ich „zufällig“ in eBay auf das Angebot eines gebrauchten Mundstücks „Jet-Tone MF Ratzinger Area“ , welches ich sofort kaufte – es ist fast identisch mit dem WB Top, vielleicht etwas tiefer und konvexer – allerdings wie gewünscht etwas unter 15 mm Durchmesser (je kleiner desto besser, sagt Lynn Nicholson) - 19/32 Zoll nach damaliger Jet-Tone Spezifikation (also nicht MF2 oder MF3 – sondern nur MF oder auch als „personal“ bezeichnet).

Mit diesem Teil ging ich Ende September 2012 mit der Spaulding Schule ins Rennen – diesmal aber konsequent: das Buch mit den erschreckenden Übungen mit Noten bis zu 6 Hilfslinien über und unter dem Notensystem besteht bekanntlich aus 3 Teilen, die insgesamt 4 mal nacheinander durchlaufen werden müssen; das erste und das dritte mal nur jeden 2. Tag, das zweite und vierte mal jeden Tag. Die Übungen sind also als ungerade Zahlenreihe von 1., 3., 5. bis 79. Tag durchnumeriert und in drei Teile gegliedert. Man hat also exakt sein zweitägliches/tägliches Übungspensum im Maximalumfang vorgegeben.

Konsequent bedeutet: nur dieses Material so gut es geht und soweit man pro Übung kommt üben, keinerlei anderes Spielen oder Üben und eben jeden zweiten Tag Pause im ersten (und später 3.) Durchgang, den ich wie gesagt heute beendet habe. Es bedeutet auch, nach den jeweils 8-16 Takten einer Phrase genau so lange auch das Mundstück von den Lippen zu entfernen und die selbe Zeit zu pausieren, keine Mehrfachversuche, einen Ton zu erreichen, sondern wenn die gegenwärtige Grenze einer Übung erreicht ist, zur nächsten wechseln.

Das alles ist hart – an den Spieltagen wegen der Anstrengung und der aufkommenden, anfänglichen Frustration (das wird nie was…; aber das legt sich bald und kehrt sich um!), am Ruhetag, weil man unbedingt spielen möchte und keine Geduld hat.

Wegen meines mich begleitenden Trompetenlehrers (Frederic Rabold) habe ich einen kleinen Kompromiss gemacht: da ich Freitags immer Unterricht habe, an dem wir beide zusammen aus Kontrollzwecken die anstehenden Übungen machen, legte ich eher einen zweiten Ruhetag davor ein, um den Zyklus aufrecht zu erhalten – Bodybilder machen heute ja bis zu 3 Ruhetage für die entsprechend belasteten Muskelgruppen und ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste (57). Mein Lehrer macht die Schule jedoch nicht zeitgleich mit mir, sondern begleitet mich nur quasi stichprobenhaft einmal pro Woche so gut es geht – er macht die Schule aus bekannten Profi-Gründen nicht: wer kann und will sich schon ca. 9 Monate aus dem Business wegen eines Experiments zurückziehen? Er ist für mich aber bei diesem Abenteuer die erforderliche Kontrollinstanz.

Der sich ausbildende Ansatz ist nach meiner Wahrnehmung von völlig anderer Natur als alle bisherigen Methoden, die ich kennengelernt habe – außer vielleicht BE, wo ehrlich erkannt und anerkannt wird, dass man nicht wirklich weiß, wie die Lippen das hinkriegen: aber auch hier gibt es noch zwei Ansätze: roll in, roll out – vom einen Extrem ins andere….. den Rest bastelt die Natur zwischen den Extremen zusammen.

Ich möchte meine persönliche Beobachtung bei der Spaulding Methode mit einem Bild erklären: vergleicht man herkömmliche Methoden, bei denen man sich halbtonweise höher kämpft mit einem Bildaufbau z.B. einer Fotografie im Internet, der früher teilweise Zeilenweise erfolgte, jede Zeile bereits scharf wie das endgültige Bild, aber eben Zeile für Zeile bis das Bild vollständig ist, ist das Prinzip der Spaulding Schule eher wie ein Bildaufbau, der bereits nach kurzer Zeit das gesamte Bild zeigt (also bis c4 und höher!) allerdings unscharf über den gesamten Tonraum, wobei die Schärfe aber nach und nach an unterschiedlichen Stellen zunimmt. Diese anfängliche Unschärfe der Töne zeigt sich am Luftanteil im Ton, im Volumen und teilweise durch Lücken: zwischen c3 und a3 fehlen manchmal die Töne und setzen danach bis c4 und höher wieder ein oder ähnliche Effekte.

Insgesamt kommt es mir so vor, als ob dieser Ansatz tatsächlich wie beim Pfeifen mit dem Mund funktioniert, also exakt wie Spaulding es auch beschreibt – ziemlich entspannt und drucklos, was den Anpressdruck zwischen Mundstück und Lippen betrifft. Das konvexe v cup Mundstück scheint hier automatisch den Ansatz dynamisch zu kontrollieren, wenn man Richtung höhere Töne mehr Lippenmaterial spendiert – vorwiegend mehr Unterlippe wie es ebenfalls Spaulding empfiehlt (Typen downstream, upstream sind hier irrelevant; das konvexe MF v cup erfordert im Gegenteil einen geraden Luftstrahl in die Bohrung). Da bei zunehmender Höhe mehr vom inneren Lippenmaterial der Unterlippe ins Spiel kommt, bleibt trotz mehr Kompression die Schwingungsfähigkeit im Ansatzbereich erhalten und es bildet sich ein kleiner Luftkanal – also nicht nur ein „Loch“ (Pops hat das grafisch mal als 3-Dimensionen Ansatz im Verhältnis zum 2-Dimensionen Ansatz bezeichnet) : ein Gewehr schießt weiter und genauer als ein Colt (meine Deutung der natürlichen Vorgänge). Die Luftzufuhr, vielmehr die Art der Luftzufuhr spielt eine größere Rolle als irgend ein mentales Ansatz-Gehabe: der Ansatz soll nur Mund und Mundstück abdichten. Hier spielt der Zungenrücken im Verhältnis zum oberen Gaumen eine entscheidende Rolle und die Verankerung der Zungenspitze hinter den unteren Schneidezähnen, oder sogar zwischen den Zähnen bis zum Kontakt mit der Unterlippe (ähnlich TCE).

Zu den Übungen: natürlich schafft man nicht das jeweilige Notenmaterial der Tage 1-79 pro Übung komplett beim ersten Durchlauf. Wenn man wie ich mit einem sicheren Tonumfang unter c3 anfängt wird Teil 1 des Buches beim ersten von vier Durchgängen (bis c3) zu etwa 80 Prozent vollzogen werden können, bei Teil 2 (bis g3) nur noch etwa 60 Prozent und bei Teil 3 (bis c4) nur noch 30-50 Prozent und die Übungen von Teil I – III dehnen sich langsam von ½ Stunde bis 3 Stunden – im Teil III habe ich mich nicht gescheut, als Amateur ½ Stunde Pause nach der Hälfte einzulegen.

Aber Ergebnis, überraschend auch für meinen Lehrer: C4 kommt in manchen Situationen bereits jetzt kräftig, nach dem ersten Durchlauf der Schule. Jedenfalls bin nicht nur ich überzeugt, sondern auch zunehmend mein Trompetenlehrer, der zwar immer nur einmal in der Woche mich mit dem Material begleitet, aber auch er stellt bei mir erhebliche Verbesserung der sonstigen Ausdauer, Tonqualität und Höhe fest.

Nun macht natürlich eine Schwalbe noch keinen Frühling, aber ich bin derzeit anhand meiner erzielten Ergebnisse nach so kurzer Zeit derart überzeugt, dass diese Methode tatsächlich Wunder wirkt.

Wir werden sehen – wenn ich es durchhalte, kann ich frühestens im Mai 2013 über das endgültige Ergebnis berichten, dann auch mit Klangbeispielen.

Heute bin ich bereits beim zweiten Durchgang (jeden Tag üben) Tag 23/25 angelangt und es zeigt sich eine klare Verbesserung des Tonraums bis c3, c3-c4 wird ebenfalls zunehmend besser.

PS.: Übrigens, wer ein convexes v cup ala MF sucht (MF Warburton Top ist nicht schlecht und bei Thomann zu haben), dem möchte ich auf die Wiedergeburt von Jet-Tone Mundstücken verweisen, die alle bereits früher die konvexe Geometrie umgesetzt hatten, wobei nur die Modelle MF den Mundstücksrand ohne „Bruch“ konvex bis zur Bohrung führen.

In USA gibt es bei Woodwind & Brasswind (WWBW) bzw. Musician’s Friend einige Klassiker als re-issue für 79 $: MF, DS, AH usw. – das MF habe ich bestellt und bereits ausprobiert und es entspricht meinem Original MF Ratzinger, spielt sich sogar noch besser. Die Mundstücke werden zwar von Schilke im Auftrag produziert aber von WWBW als Jet-Tone vertrieben (Eigentümer des Labels).

Reiner
harryhaller
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Re: persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von harryhaller »

Auch ohne Spaulding teile ich viele deiner Erfahrungen. Mit relaxed player ist gemeint, das man mit einem.herkömmlichen Mundstück nicht genug Lippenspannung aufbauen kann?
Sehr interessant finde ich die Informationen von Lynn Nicholson und den andren. Meine Erfahrung ist, dass, je länger ich das JetTone MF spiele, alles irgendwie automatisch ins Gleichgewicht kommt. Es braucht Zeit. Aber das braucht jede Ansatzumstellung. Ich finde auch, dass die Luft die Hauptkraft ist. Allerdings hat die Lippe einiges an Arbeit zu verrichten. An anderer Stelle als bei herkömmlichen Mundstücken. Mehr am Außenrand. Alles in allem beginnt man von Neuem, da sich der Ansatz völlig umstellt. Das mit dem Pfeifen kann ich ebenfalls bestätigen.
Ein Gedanke zu relaxed player...ich denke diese neigen dazu, immer mit zu großer Lippenöffnung zu spielen. Durch den konvexen v Kessel wird ihnen das Zusammenhauen der Lippen bedeutend erleichtert.
Was die Löcher betrifft, welche im Tonumfang vorkommen, so kenn ich das auch. Aber bei mir gingen sie nicht einfach mit zunehmender Übezeit weg. Erst als ich begann den Tonumfang herkömmlich, also.Schritt für Schritt zu erweitern, begannen sich die Lücken zu schließen. g2, dann nächstes Intervall b2, nun c3... die Töne darüber gingen nicht weg und blieben abrufbar, auch ohne sie ständig zu üben. Mein Vorgehen also, erst g2 kompletten Tonumfang sichern und festigen, dann auf b2, bis dieser Bereich komplett gefestigt ist, dann c3 usw.. Auch bin ich der Meinung, dass es auf das kontinuierliche üben mit seinem Mundstück ankommt und das was man übt fast egal ist. Ich halt es da eher mit Baldauf, lieber wenige Übungen konzentriert geübt... Die Übungen wechseln mit der Zeit eventuell. Alles un allem...hab Dank für die Zeilen.
No Arban
harryhaller
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Re: persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von harryhaller »

Schade, dass du nicht antwortest.
Was sog relaxed player heißen! Maynard Ferguson, Lynn Nicholson und viele andre welche von Ferguson geprägt wurden, sehen nicht relaxed während ihres Spiels aus. Alle die ähnliches wie ein JetTone MF spielen sind der Meinung, dass es nicht sehr leicht für die Lippen ist, den Luftstrom entgegen zu halten. Sicher hat diese Art Mundstücke auch Vorteile, sie zwingen einen vieles richtig zu machen, sonst funktioniert gar nichts. Ich finde, dass das der Sinn ist. Das Gleichgewicht her zu stellen. Sicher unterstütz der Kessel das erreichen eines fokusierten Ansatz.Deine Zeilen klingen, als sei.es leicht oder leichter so ein Mundstück zu spielen, als herkömmliche. Das finde ich nicht. Wie gesagt, sie unterstützen die Ausbildung einer konstanten Luftführung, die Ausbildung einer fokusierten Ansatzmaske. Ließe man die Lippen so in den Kessel, wie du es schreibst, ginge gar nichts. Der schwingende Anteil der Lippe darf nicht anstoßen. Er würde nicht mehr schwingen.
Ich verstehe vieles von dem was du sagst, aber deine Zeilen könnten einen falschen Eindruck erwecken. Diese Mundstücke erleichtern nicht das Spiel, sie unterstützen die Ausbildung des Ansatzsystems. Mehr nicht. Leichter zu spielen sind herkömmliche Mundstücke für mich. Sie verzeihen mehr Fehler. Man kann sich vieles zurecht drücken im.wahrsten Sinn des Wortes. Übt man zuviel Druck aus, bei einem konvexen Kessel und hat nicht die nötige Lippenspannung, Ist der Kessel dicht. Bei einem C Kessel geschieht das nicht. Sofern tief genug. Usw. Beide Formen haben Vor- und Nachteile. Die Spielbarkeit ist kein Vorteil. Ich denke, diese Mundstücke sind für körperbetonte Spieler. Siehe Ferguson usw.

https://www.youtube.com/watch?v=UflDs32 ... ata_player
Zuletzt geändert von harryhaller am Donnerstag 20. Dezember 2012, 19:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von harryhaller »

Eins vielleicht noch...
Töne welche fehlen sind, zumindest bei mir, die die ich mir früher zurecht gedrückt habe.
Als ich auf das JetTone umgestiegen bin, Fing ich von vorn an... viele lange Töne in einem.bestimmten Totbereich. Nach und nach Ausbau erst nach unten, dann nach oben. Spielen könnt ich die erste Zeit kaum. Mogelte mich oft durch bei Proben und Auftritten. Also all.das was man bei einer Ansatzumstellung durchmacht.
Deine Zeilen lesen sich außerdem sehr ähnlich wie welche die dunvor einigen Jahren geschrieben hast. Machst du nur die Übungen und überhaupt keine Musik? Dein Lehrer ist der Selbe, wie du ihn schon in deiner Zeit vor der Pause hattest? Spielst du immer noch Taschentrompete?

VG
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Re: persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von funtrumpet »

Wie sieht ein JetTone Mundstück aus?
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harryhaller
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Re: persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von harryhaller »

http://www.kanstul.com/mpcJN/Compare/CompareJRFF1.html

JetTone MF Custom anklicken

Nur das MF Modell ist so geformt. Gibt es noch von Warburton, Jack Black, Schilke, Hilton, GBP, Giardinelli ähnlich.
Beim Jetton geht der Kessel praktisch vom höchsten Punkt des Randes konvex bis zur Bohrung. Der höchste Punkt liegt sehr nah an der Außenkante.
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Re: persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von yogi »

harryhaller hat geschrieben:Deine Zeilen klingen, als sei.es leicht oder leichter so ein Mundstück zu spielen, als herkömmliche. Das finde ich nicht. Wie gesagt, sie unterstützen die Ausbildung einer konstanten Luftführung, die Ausbildung einer fokusierten Ansatzmaske. Ließe man die Lippen so in den Kessel, wie du es schreibst, ginge gar nichts. Der schwingende Anteil der Lippe darf nicht anstoßen. Er würde nicht mehr schwingen.
das sehe ich ähnlich. Schaut man sich einmal das JetTone MF an, so fällt schon auf, daß ein "Ausrollen" mangels Platz fast unmöglich ist. Was ich mir gut vorstellen kann ist, daß durch den V-Kessel die Stützstellen der Lippe mit steigendem Mundstückdruck Richtung Lippenmitte wandern, was eine schneller Schwingung begünstigen könnte. Außerdem scheint mir die Luftführung damit optimaler zu sein.
harryhaller
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Re: persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von harryhaller »

:gut: genau so seh ich das auch.

LG
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deretrusker
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Re: persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von deretrusker »

shakuhachi hat geschrieben:Hallo liebe Trompetengemeinde….

ich habe gerade ein Viertel der mir selbst verordneten Wegstrecke eines persönlichen Experiments absolviert und möchte ob der verblüffenden Ergebnisse dieses gerne vorstellen:

Nachdem ich nach ca. 3 Jahren mit Trompetenlehrer und mit zwar wenig aber täglicher Spiel-Ausdauer (1/2-3/4 Stunde am Stück) und dann doch mit einer inzwischen großen Trefferrate den Tonraum bis C3 erlangt hatte, wollte ich dennoch höher hinaus.

Der Weg führte über alle gängigen Internet-Ansatz-Päpste und Methoden – Burba, POPs, Roddy, Maggio, Farkas, Stevens, Supershops und BE, CDHC von Odneal (Casual double High C), TCE, Online Videounterricht mit Lynn Nicholson, Video Unterricht bei Roddy (einschließlich die meisten seiner Bücher) etc. unter Verwendung von kleinst-Durchmesser-flachst-Kessel-Mundstücken wie Warburton-Odneal/Choop/Carmichael, Schilke Jon Faddis heavy usw., Exotenmundstücken wie Lynch asymmetric mouthpiece, Wedge Mouthpiece etc. und einer Menge Lippentrockenübungen (Lippen-Expander, Bleistiftübung, Lippen-Buzzing, Mundstück-Buzzing etc.) – alles hat irgendwie Fortschritte gebracht, aber bei e3 (ab und zu) war absolut Ende – und die mangelnde Ausdauer blieb ein Problem.

Dann bin ich wieder an folgende Trompetenschule geraten, die ich vor über 30 Jahren mal angefangen hatte, eigentlich mit gutem Fortschritt (vom damaligen Trompetenlehrer bestätigt), aber dann doch inkonsequenter Umsetzung (wie es wohl den meisten Kritikern dieser Schule zu unterstellen ist!) und Abbruch derselben mangels Geduld (später dann Aufgabe des kompletten Trompetenspiels aus Frustration – Wechsel zur Querflöte) – bitte trotzdem weiterlesen:

„Double High C in 37 Weeks – by Roger. W. Spaulding“. Die war zu meiner Verblüffung jetzt wieder im Handel erhältlich.

Nachdem ich in diversen Trompetenforen recherchiert hatte und bei einigen Ehemaligen der Maynard Ferguson Formationen immer wieder auf das intelligente Mundstückdesign v-cup, oder noch besser „konvex v-cup“ verwiesen wurde wie auch bei Roger Spaulding selbst, hielt ich nach einem solchen Aussicht im Internet.

Warburton hat da ein „MF“ Top im Angebot bei Thomann, das ich gleich bestellte. Erschütternder Weise ging da erst mal gar nichts mehr…..Wie sich nach weiterer Forschung herausstellte, war ich da nicht alleine und es lag offensichtlich an der „Bite-losigkeit“ (hoher Alpha-Angel nach GR) und der leicht „konvexen“ Gestaltung des Mundstückinneren – m.a. Worten, das Mundstück hat keinen inneren Rand und das, was da vom Mundansatz bis zur Bohrung führt, gleicht eher einem konvexen Trichter.

Da mich aber die logischen Erklärungen der Vorzüge eines konvex v cup derart überzeugten, blieb ich hartnäckig: Lynn Nicholson erzählte mit auch persönlich, das Maynard Ferguson ein „relexed Player“ (entspannter Spieler) war und das derartige Spieler nach kleinen Durchmessern und v-cup Mundstücken streben (kann bei youtube von ihm ebenfalls erfahren werden, wo er das Lynnflex Mundstück von Stomvi-usa anbietet. Er hat auch wieder bestätigt und demonstriert, dass MF eigentlich mit ausgerollten Lippen spielte (super-relaxed). Er selbst – Lynn – spielt eigentlich zwei Ansätze: ab einer gewissen hohen Lage (um c3) führt er einen Ansatzwechsel durch, den er „the shift“ nennt. In den mir per mail übermittelten Ansatzbildern mit offenem Mundstücksrand kann man dann gut erkennen, dass ein kleiner Ansatzteil im Zentrum sich nun nach außen stülpt, also entspannt wird. Meine jetzige Theorie ist, dass MF komplett in jedem Register gelernt hat so zu spielen, wobei ihn die von ihm von Anfang an verwendeten v-cup Mundstücke (außer später Monette) automatisch unterstützt haben – angefangen mit dem abgesägten Rudi Muck Mundstück im Alter von 13 Jahren, wie die Legenden erzählen. Insgesamt wird ja von MF auch berichtet, dass er einen French Horn Ansatz auf die Trompete übertragen hat.

Als ich meine Online Session mit Lynn hatte, hatte ich gerade mal 2-3 Wochen mit dem Warburton MF Mundstück geübt, was zwar immer besser ging, aber immer noch heftigste Probleme verursachte (Umstieg von Warburton Odneal).

Ein gewisser Drew Wilkie im Internetforum Trumpetherald hat den Vorteil eines v-cup (allerdings kein konvexes, was er bei den Jet-Tone Dingern verdammt!) im Stile der MF Konzeption kurz und prägnant zusammengefasst:

"The MF design is probably the most intelligently designed mouthpiece in existence, when it comes to commercial playing.
It has a rim with no edges, so it never bangs up your chops.
It has a cup as deep as a 3C, so the sound is big and fat.
The total cup volume is roughly that of a 6A4a, so you get a good clarity in the sound.
Most importantly, because the shape is a straight funnel, the mouthpiece is essentially adjustable in depth and width. The more chop material you get in there, the narrower and shallower it gets. Therefore, the mouthpiece becomes easier to play the more you exert yourself.
All that said, I'm not quite sure I'm on the actual MF model that Warburton is selling. I have a top that was made for Bill Carmichael that is roughly the same MF design, but it may not be the same exact top.
Either way, it can be a very precarious mouthpiece to play. You need to set up such that your aperture is right about the throat of the mouthpiece, and you MUST have your tongue forward to support that aperture. Otherwise, the mouthpiece WILL shut down on you, because your lips will blow apart into the sides of the cup. In that sense, this mouthpiece is the ultimate tool for learning to play with a forward tongue. This is the reason why 99% of players have hated Maynard's mouthpiece, because they have never figured out how to play it. However, there are several pros who took to his design quite well and had mouthpieces made for themselves along similar lines (Ingram has a custom Schilke like this, Lynn Nicholson plays an MF design, so does Jim Manley).
That said, if you play by the rules of the mouthpiece and keep that tongue forward, it really is the best mouthpiece design out there. It proves you don't need an actual bowl to play the horn, and you'll find that a bowled mouthpiece actual becomes a detriment the more you play the MF design. "


Wilkie weist also darauf hin, dass die Geometrie eines echten v cup automatisch für eine zunehmende Kompression des Luftstrahls und Verkleinerung des Mundstückdurchmessers führt, wenn mehr Lippenmaterial eindringt. Er weist auch darauf hin, dass 99 % der Probanten eines solchen Mundstücks es verfluchen, wenn sie nicht den richtigen Zugang dazu finden.

Wilkie antwortete Jeff Parfenchuck, der eigentlich genau auch meine Erfahrung beschreibt:

"Hi All,

I have been working with an SC3 mouthpiece for the last few months and MSC. I took my first lesson and that helped quite a bit. My horn is a Selmer Chorus 80J. Things are working well and I can play notes up to high E/F with pretty good volume. Anything higher and the sound thins out or stops. This happens on various other mouthpieces I have.

Last week I ordered a Warburton MF mouthpiece as I've had certain experiences from time to time when my lips were fully engaged into the cup and I would magically play a very loud, high note. Never could make this work on command and or play other notes. Another reason I bought it was that I've tried a pucker type embouchure but I would always blow apart the lips either playing high or loud. In addition, I saw Drew Wilkie was playing one, and various other things.

When I got the new piece, after a quick warm up on the SC3, I put the MF piece in and blew a few notes. Once I got a feel, I played a scale from high G to Double G, piece of cake easy. Loud solid G.

I've mostly kept everything I've been working on with MSC, except now I relax my lips completely and set up with my lips apart and almost rolled out. They feel like the encircle the rim in a pucker. I have now been able to play double Ab,A and even Bb. Those notes aren't quite as loud but I can hit the correct pitch as measured by a tuner.

As far as all around playing, the MF is much easier to play, quicker response, better flexibility and the tone sounds pretty good.

So I'm looking for reasons why I can do this on what is basically a funnel. If I use the same setup on other mouthpieces, there is no difference compared to my normal MSC set up. I am worried that I found something that works for a short time and then I end up down a dead end and have to start over.

Any and all opinions welcome.

Thanks.
_________________
Jeff Parfenchuck"


Jeff beschreibt exakt die Empfehlung von Spaulding die ich nun ebenfalls bestätige: lips puckered and rolled out – Lippen ausgerollt und gestülpt (Maggio lässt grüßen).

Das ist wohl das Geheimnis einer konvexen v-cup Form. Das setzt allerdings weniger bestimmte „Ansatzmasken“ voraus, weniger bewusstes „rollin/rollout“ Verhalten der Lippen als vielmehr einen relativ entspannten, nach vorne gerichteten Ansatz (Maggio-like), ähnlich wie von Spaulding beschrieben (je höher, je mehr Unterlippe schmollmäßig ins Mundstück) . Dabei unterscheidet sich wie gesagt auch noch das strenge v cup Prinzip von einem konvexten v cup, wie es z.B. bei Yet-Tone MF /Bill Ratzinger (oder ansatzweise auch bei Warburton MF Top) realisiert ist.

Dann stieß ich „zufällig“ in eBay auf das Angebot eines gebrauchten Mundstücks „Jet-Tone MF Ratzinger Area“ , welches ich sofort kaufte – es ist fast identisch mit dem WB Top, vielleicht etwas tiefer und konvexer – allerdings wie gewünscht etwas unter 15 mm Durchmesser (je kleiner desto besser, sagt Lynn Nicholson) - 19/32 Zoll nach damaliger Jet-Tone Spezifikation (also nicht MF2 oder MF3 – sondern nur MF oder auch als „personal“ bezeichnet).

Mit diesem Teil ging ich Ende September 2012 mit der Spaulding Schule ins Rennen – diesmal aber konsequent: das Buch mit den erschreckenden Übungen mit Noten bis zu 6 Hilfslinien über und unter dem Notensystem besteht bekanntlich aus 3 Teilen, die insgesamt 4 mal nacheinander durchlaufen werden müssen; das erste und das dritte mal nur jeden 2. Tag, das zweite und vierte mal jeden Tag. Die Übungen sind also als ungerade Zahlenreihe von 1., 3., 5. bis 79. Tag durchnumeriert und in drei Teile gegliedert. Man hat also exakt sein zweitägliches/tägliches Übungspensum im Maximalumfang vorgegeben.

Konsequent bedeutet: nur dieses Material so gut es geht und soweit man pro Übung kommt üben, keinerlei anderes Spielen oder Üben und eben jeden zweiten Tag Pause im ersten (und später 3.) Durchgang, den ich wie gesagt heute beendet habe. Es bedeutet auch, nach den jeweils 8-16 Takten einer Phrase genau so lange auch das Mundstück von den Lippen zu entfernen und die selbe Zeit zu pausieren, keine Mehrfachversuche, einen Ton zu erreichen, sondern wenn die gegenwärtige Grenze einer Übung erreicht ist, zur nächsten wechseln.

Das alles ist hart – an den Spieltagen wegen der Anstrengung und der aufkommenden, anfänglichen Frustration (das wird nie was…; aber das legt sich bald und kehrt sich um!), am Ruhetag, weil man unbedingt spielen möchte und keine Geduld hat.

Wegen meines mich begleitenden Trompetenlehrers (Frederic Rabold) habe ich einen kleinen Kompromiss gemacht: da ich Freitags immer Unterricht habe, an dem wir beide zusammen aus Kontrollzwecken die anstehenden Übungen machen, legte ich eher einen zweiten Ruhetag davor ein, um den Zyklus aufrecht zu erhalten – Bodybilder machen heute ja bis zu 3 Ruhetage für die entsprechend belasteten Muskelgruppen und ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste (57). Mein Lehrer macht die Schule jedoch nicht zeitgleich mit mir, sondern begleitet mich nur quasi stichprobenhaft einmal pro Woche so gut es geht – er macht die Schule aus bekannten Profi-Gründen nicht: wer kann und will sich schon ca. 9 Monate aus dem Business wegen eines Experiments zurückziehen? Er ist für mich aber bei diesem Abenteuer die erforderliche Kontrollinstanz.

Der sich ausbildende Ansatz ist nach meiner Wahrnehmung von völlig anderer Natur als alle bisherigen Methoden, die ich kennengelernt habe – außer vielleicht BE, wo ehrlich erkannt und anerkannt wird, dass man nicht wirklich weiß, wie die Lippen das hinkriegen: aber auch hier gibt es noch zwei Ansätze: roll in, roll out – vom einen Extrem ins andere….. den Rest bastelt die Natur zwischen den Extremen zusammen.

Ich möchte meine persönliche Beobachtung bei der Spaulding Methode mit einem Bild erklären: vergleicht man herkömmliche Methoden, bei denen man sich halbtonweise höher kämpft mit einem Bildaufbau z.B. einer Fotografie im Internet, der früher teilweise Zeilenweise erfolgte, jede Zeile bereits scharf wie das endgültige Bild, aber eben Zeile für Zeile bis das Bild vollständig ist, ist das Prinzip der Spaulding Schule eher wie ein Bildaufbau, der bereits nach kurzer Zeit das gesamte Bild zeigt (also bis c4 und höher!) allerdings unscharf über den gesamten Tonraum, wobei die Schärfe aber nach und nach an unterschiedlichen Stellen zunimmt. Diese anfängliche Unschärfe der Töne zeigt sich am Luftanteil im Ton, im Volumen und teilweise durch Lücken: zwischen c3 und a3 fehlen manchmal die Töne und setzen danach bis c4 und höher wieder ein oder ähnliche Effekte.

Insgesamt kommt es mir so vor, als ob dieser Ansatz tatsächlich wie beim Pfeifen mit dem Mund funktioniert, also exakt wie Spaulding es auch beschreibt – ziemlich entspannt und drucklos, was den Anpressdruck zwischen Mundstück und Lippen betrifft. Das konvexe v cup Mundstück scheint hier automatisch den Ansatz dynamisch zu kontrollieren, wenn man Richtung höhere Töne mehr Lippenmaterial spendiert – vorwiegend mehr Unterlippe wie es ebenfalls Spaulding empfiehlt (Typen downstream, upstream sind hier irrelevant; das konvexe MF v cup erfordert im Gegenteil einen geraden Luftstrahl in die Bohrung). Da bei zunehmender Höhe mehr vom inneren Lippenmaterial der Unterlippe ins Spiel kommt, bleibt trotz mehr Kompression die Schwingungsfähigkeit im Ansatzbereich erhalten und es bildet sich ein kleiner Luftkanal – also nicht nur ein „Loch“ (Pops hat das grafisch mal als 3-Dimensionen Ansatz im Verhältnis zum 2-Dimensionen Ansatz bezeichnet) : ein Gewehr schießt weiter und genauer als ein Colt (meine Deutung der natürlichen Vorgänge). Die Luftzufuhr, vielmehr die Art der Luftzufuhr spielt eine größere Rolle als irgend ein mentales Ansatz-Gehabe: der Ansatz soll nur Mund und Mundstück abdichten. Hier spielt der Zungenrücken im Verhältnis zum oberen Gaumen eine entscheidende Rolle und die Verankerung der Zungenspitze hinter den unteren Schneidezähnen, oder sogar zwischen den Zähnen bis zum Kontakt mit der Unterlippe (ähnlich TCE).

Zu den Übungen: natürlich schafft man nicht das jeweilige Notenmaterial der Tage 1-79 pro Übung komplett beim ersten Durchlauf. Wenn man wie ich mit einem sicheren Tonumfang unter c3 anfängt wird Teil 1 des Buches beim ersten von vier Durchgängen (bis c3) zu etwa 80 Prozent vollzogen werden können, bei Teil 2 (bis g3) nur noch etwa 60 Prozent und bei Teil 3 (bis c4) nur noch 30-50 Prozent und die Übungen von Teil I – III dehnen sich langsam von ½ Stunde bis 3 Stunden – im Teil III habe ich mich nicht gescheut, als Amateur ½ Stunde Pause nach der Hälfte einzulegen.

Aber Ergebnis, überraschend auch für meinen Lehrer: C4 kommt in manchen Situationen bereits jetzt kräftig, nach dem ersten Durchlauf der Schule. Jedenfalls bin nicht nur ich überzeugt, sondern auch zunehmend mein Trompetenlehrer, der zwar immer nur einmal in der Woche mich mit dem Material begleitet, aber auch er stellt bei mir erhebliche Verbesserung der sonstigen Ausdauer, Tonqualität und Höhe fest.

Nun macht natürlich eine Schwalbe noch keinen Frühling, aber ich bin derzeit anhand meiner erzielten Ergebnisse nach so kurzer Zeit derart überzeugt, dass diese Methode tatsächlich Wunder wirkt.

Wir werden sehen – wenn ich es durchhalte, kann ich frühestens im Mai 2013 über das endgültige Ergebnis berichten, dann auch mit Klangbeispielen.

Heute bin ich bereits beim zweiten Durchgang (jeden Tag üben) Tag 23/25 angelangt und es zeigt sich eine klare Verbesserung des Tonraums bis c3, c3-c4 wird ebenfalls zunehmend besser.

PS.: Übrigens, wer ein convexes v cup ala MF sucht (MF Warburton Top ist nicht schlecht und bei Thomann zu haben), dem möchte ich auf die Wiedergeburt von Jet-Tone Mundstücken verweisen, die alle bereits früher die konvexe Geometrie umgesetzt hatten, wobei nur die Modelle MF den Mundstücksrand ohne „Bruch“ konvex bis zur Bohrung führen.

In USA gibt es bei Woodwind & Brasswind (WWBW) bzw. Musician’s Friend einige Klassiker als re-issue für 79 $: MF, DS, AH usw. – das MF habe ich bestellt und bereits ausprobiert und es entspricht meinem Original MF Ratzinger, spielt sich sogar noch besser. Die Mundstücke werden zwar von Schilke im Auftrag produziert aber von WWBW als Jet-Tone vertrieben (Eigentümer des Labels).

Reiner
Wie kommt es, dass Arturo Sandoval ein relativ normales Bach-Mundstück - zumindest habe ich das live mal erlebt - speitl oder gespielt hat ? Irgendwie ist das alles nicht stimmig, glaube ich wenigstens...

deretrusker
harryhaller
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Re: persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von harryhaller »

Ah, jetzt wo du es schreibst... Stimmt, wie kommt es, dass es überhaupt unterschiedliche Mundstücke gibt? So ein Unsinn. Eine Marke reicht, vielleicht drei Größen... 1, 2, 3 zu jeder Größe a, c, e Kessel. Und gut.
Wozu solche komischen Mundstücke. Konvexe Kessel... Mist. Stimmt schon. Aduro Sandoval spielt auf nem 3C ja auch alles und der Kumpan ja auch. Eben!!
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shakuhachi
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Re: persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von shakuhachi »

Hallo zusammen,

sorry das etwas gedauert hat.

Was ich hier tue, ist der Versuch, ein laufendes, persönliches Experiment zu beschreiben - ich möchte nicht den Missionar spielen - jedenfalls nicht in Richtung "richtiger Ansatz", "richtiges Munstück".....allenfalls in Richtung: verlasst Euch auf Eure persönliche Erfahrung.

Zu den konkreten Fragen:

Harryhaller:

stimme mit Dir überwiegend überein bis auf Dein Erklärungsmodell der Wirkweise eines konvexen v Mundstücks.
Ich habe vielleicht den falschen Eindruck erweckt, dass es von Anfang an leicheter zu spielen ist - die Leichtigkeit kommt erst nach einer längeren Umgewöhnungsphase.
Ich spiele so gut wie drucklos - auch bereits vor dem Jet-Tone MF.

Ich mache was die anfänglichen Löcher im Tonraum betrifft andere Erfahrungen mit Spaulding - die schließen sich tatsächlich auf wundersame Weise selbst wie in meine Fotobild-Beispiel beschrieben. Ich denke, die konsequente Anwendung von Belastung und Ruhe - sowohl bei einzelnen Phrasen als auch hinsichtlich Tagespensum sind das Geheimnis ebenso wie der Stülpansatz wie beim Pfeifen und die Handhabung der Zunge - ich bin mir bewusst, dass dies zu Widerspruch führt - es ändert aber nichts an der Tatsache, dass diese spezielle "Wahrheit" bei mir offensichtlich zutrifft. Das ist nun wirklich persönliche, eigene Erfahrung - die 2m mir vorliegende Ansatzliteratur und Trompetenschulen (eischließlich Pops Clint McLaughlin, Roddy, BE, TCE........) mit ihren Theorien alle mal hintan gestellt.

Maynhards entspannter Ansatz:
Man braucht nur die vorhandenen Bilder im Netz betrachten:
ich bezeichne das als "roll out" über das gesammte Register. Er nannte das glaube ich "Einsetzen" statt "Ansetzen" (taucht auch bei Callet TCE wieder auf mit den Pedaltönen).

Warum Aturo auch ohne Jet-Tone spielen kann? Weil er auch auf der Leadpipe ohne Mundstück spielen kann?
Nicht jedes Mundstück ist für jeden Zweck, wer aber Lead spielen möchte, für den wäre das Jet-Tone eine Überlegung. Ausserdem hat es mehr Volumen als die sonstigen Flachkessler, das MF speziell schont auch bei Lippendrückern die Lippen (wobei ich glaube, dass es bei denen gar nicht funktioniert).

Ich spiele nicht mehr auf der Taschentrompete - sondern auf einem "richtigen" Instrument!

Ob ich auch Musik mache? Wenn Tonleitern und Arpeggios in der Spaulding Schule als solches gelten ja - ich vermute aber, die Frage zielt darauf ab, ob ich auch musikalisch was zu Stande bekomme oder ob alles nur Ansatz-Selbstbefriedigung ist..... Also: während dem Experiment ist absolute Abstinenz musikalischer Trompetenliteratur angesagt - nicht weil ich die nicht mag, sondern weil das nun mal die Bedingung ist. Das Spaulding Material wird von mir exclusiv praktiziert - sonst wäre es kein Experiment der Originalschule, sonder ein rumgeeier. Aber ja - ich habe auch Musik gemacht auf der Trompete und werde das sicher auch nach dem Experiment wieder tun - darum tue ich es ja eigentlich! Ein Klavierspieler hat zig Oktaven vor sich liegen und muss "nur" Tasten drücken - die Tasten (Töne) muss ich auf der Trompete erst konstruieren - dann kann es losgehen. Das ist mein pädagogischer Ansatz für mich. Ich glaube bei Mendez mussten die Schüler erst 4 wochen Lippensummen, dann nochmal lange Zeit Mundstücksummen....and Malte Burba möchte ich erst gar nicht denken.. nicht sehr pädagogisch für Menschen, die schnelle Erfolge wollen.

Bin ich noch Autodidakt: ich denke ja - aber im Sinne: Anregungen von anderen (persönlich oder über Bücher) - Überprüfung persönlich. Was für einen selbst wirkt, kann man nur selbst ergründen - da kann einem keiner die Arbeit abnehmen....

Gruß

Reiner
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Re: persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von Bixel »

@shakuhachi:
Ich finde deine detaillierte und verständliche Beschreibung deiner persönlichen Erfahrungen sehr wertvoll, und ich danke dir für deine Mühe!

Auch deine ausdrücklich formulierte Haltung, niemanden "missionieren", also niemanden von der Verallgemeinerungsfähigkeit deiner persönlichen Erfahrungen und den für dich daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen überzeugen zu wollen, finde ich äußerst angenehm und respektvoll.

TF at its best!

:) :gut:
.
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Re: persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von harryhaller »

Hallo Shakuhachi!

Was mir nicht so recht einleuchtend ist, was du mit relaxed player in Bezug auf MF meinst. Interessiert mich sehr!!

FG
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Re: persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von gregsn »

Hallo zusammen,
auch ich finde deinen Beitrag sehr spannend und gut geschrieben!
Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinem Experiment und halte uns auf dem Laufenden!!! :gut:
harryhaller hat geschrieben:Hallo Shakuhachi!

Was mir nicht so recht einleuchtend ist, was du mit relaxed player in Bezug auf MF meinst. Interessiert mich sehr!!

FG
Ich interpretiere darin: die "Lockerheit" der Lippenöffnung (nicht des Ringmuskels) die das Schwingen der Lippen unter hoher Luftgeschwindikeit ermöglicht!

LG aus Italien Gregsn
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Re: persönliches High Notes Experiment Teil 1

Beitrag von harryhaller »

Hallo!
Ja, genau das denk ich auch. Und Shakuhachi wohl ebenso. Hab Dank.
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