@Dobs:
Wie stehst Du denn heute zu diesem 37 Wochen Übungsprogramm?
Kurzversion: so wie damals!
Langversion:
Die Schule „Double High C in 37 Weeks“ war mein persönliches Experiment, mit ehrlichen Beschreibungen meiner eigenen Erfahrungen, überwacht und bestätigt von einem professionellen Trompeter.
Das von mir am Ende präsentierte Ergebnis in Form eines Videoclips hat zu erheblicher Kritik durch einige bekannte Forumsteilnehmer geführt, deren eigentliche, sachliche Essenz aus einer dicken Schicht von Polemik erst gefiltert werden muss – Kritik, deren sachlicher Anteil bezüglich meines insgesamt geoffenbarten Spielvermögens vielleicht angemessen war, meiner Meinung nach aber der Schule und ihrer Zielsetzung absolut nicht gerecht wurde und wird – vgl.w.u.. Faktisch hat sich aber mein damaliger Range um über eine Oktave erweitert, auch wenn die musikalische Beherrschung des Tonumfangs noch zu Wünschen übrig ließ.
Dieser Polemik habe ich mich dann notgedrungen auch angepasst, was der Sache selbst natürlich wenig dienlich war. Meine daraufhin zuletzt gemachten Vergleiche mit z.B. amerikanischen Foren und der dort m.E. toleranteren Umgangsweise mit Forumsteilnehmern wurden dann letztlich gekrönt von der Polemik, dass meine „amerikanischen Freunde“ wenn sie denn mein Video sehen würden, sicher schlimmer mit mir umgehen würden, als das deutsche TF – ich habe aber im Gegenteil die Erfahrung gemacht, das dort selbst bei Veröffentlichungen von Beispielen durch Forumsteilnehmer, sehr behutsam mit Kritik umgegangen wird, vor allem der Tatsache geschuldet, dass man „aus der Ferne“ und aus einem kurzen Beispiel nicht wirklich belastbare Schlussfolgerungen ziehen kann.
Bis zu Beginn der besagten Schule habe ich bereits viel experimentiert: mit Mundstücken (anfangs 16 mm id), Schulen, Ansatzformen etc., das entsprechende Material umfasst etwa einen Meter Literatur im Bücherregal und wurde von mir praktisch bearbeitet mit unterschiedlichem Erfolg. Leider hat der häufige Wechsel, bedingt durch die vielen Experimente, nicht gerade für die Entwicklung einer soliden Grundlage bis zu diesem Zeitpunkt geführt. Selbst während der Schule habe ich leider nach der ½ Zeit noch mal einen Wechsel des Mundstücks durchgeführt. Insgesamt wurde also leider gleichzeitig zur Durchführung der Schule von mir ein Downsizing von ca. 15,5 mm auf 14,24 mm betrieben, wovon ich im Nachgang meiner Erfahrungen dringend abrate, auch wenn der Honeymoon meines nach ca. der Hälfte der Schule eingesetzten 14,24 mm Teils extrem positive Empfindungen ob der erreichten Höhe bei mir ausgelöst hatte. Spätestens ab da war für mich aber klar: DHC ist machbar, wenn für mich dann auch für jeden anderen, nicht nur für Ausnahmeerscheinungen und auch in angemessener Frist.
Zum Start-Zeitpunkt habe ich zwar mit meinem Lehrer bereits Arban I bis Übung etwas um die Nr. 50 anhörbar realisiert, ebenso mit meinem Lehrer z.B. "20 jazz-Duette für Trompete" (Wolf Escher), hatte aber immer Ausdauer- und manchmal auch Höhenprobleme, verursacht vielleicht auch durch meine zwischenzeitlich immer wieder stattfindenden Versuchsphasen.
Besagter Lehrer wurde dann gleich ebenfalls noch ein Opfer der Kritik, und mir wurde ein Wechsel des Lehrers empfohlen. Man könnte ihm vielleicht vorwerfen, dass er meine immer wieder gestarteten Versuchsphasen nicht verhindert hat – aber er ließ mir eben die Freiheit. Ich war offensichtlich zwischen den Versuchen nach einer angemessenen Stabilisierung durch Konstanz immer wieder zu guten Ergebnissen fähig – natürlich hat auch er den Kopf geschüttelt, wenn ich dann wieder mal mit einem neuen Mundstück oder einer neuen Schule daher kam.
Nun aber noch mal zur besagten Schule selbst:
Die Schule verspricht in 37 Wochen DHC – sie verspricht nicht, ein virtuoser Trompetenspieler zu werden.
Hier wird vielmehr die Ausgangsbedingung auch eine Rolle spielen: macht jemand diese Schule bereits mit einer guten Basis der Grundlagen – anders als ich also – wird auch das Ende sich anders darstellen. Der Anspruch, nicht nur ein zufälliges, dünnes, sporadisches DHC nach dieser Frist hervorzubringen zu können, ist m.E. gerechtfertigt. Das hierzu eine Disziplin gehört, die für einen bestimmten Zeitraum nichts anderes zulässt, würde ich als legitim bezeichnen.
1. Gerade diese geforderte Disziplin aber macht sie wohl für die meisten Interessenten unannehmbar: 37 Wochen keine anderweitigen, trompeterisch musikalischen Ambitionen.
2. Die Schule bietet dafür aber einen detaillierten Stunden-, Tages- und Wochenplan.
3. Sie bietet Übungen immer über wenigstens 2 Oktaven, gebunden und mit Artikulation.
4. Sie beruht auf Muskelwachstumserkenntnissen: periodische Belastung nur jeden 2. Tag.
5. Sie empfiehlt ein V-cup Mundstück und die Fixierung der Zungenspitze an den unteren Schneidezähnen und räumt der Zungenwölbung eine wichtige Rolle bei der Rangeentwicklung ein.
6. Sie beruht auf dem Pausenprinzip: immer Pausen einlegen in der Länge der gespielten Phrase.
7. Sie absolviert alle Dur-Tonarten und Tonleitern und Chromatik auf- und absteigend und zugehörige Arpeggios.
8. Sie nutzt das Prinzip der Pedaltöne
9. Sie beansprucht progressiv von anfangs ½ Stunde bis jeweils nach ¼ der Gesamtschulzeit (37 Wochen) bis zu 3-4 Stunden täglich. Hier habe ich als Berufstätiger die ebenfalls dokumentierten Abstriche machen müssen.
10. Es gibt leider kein wirklich dokumentiertes Ergebnis der Schule - ich habe zwar irgendwo letztens einen weiteren Versuch in Youtube mit jeweils eingestellten Clips gesehen, die aber nicht meine eigenen, positiven Erfahrungen widerspiegeln. Was es gibt, sind eine Menge Besserwisser, die es nie probiert bzw. nie bis zum Ende durchgehalten haben und/oder sich nicht konsequent an die Durchführungsanweisungen gehalten haben - eben meistens nur Aussagen des "Hören-Sagens". Es gibt aber ca. 2 Äußerungen im Internet dazu, die behaupten, die Schule mit Erfolg durchgearbeitet zu haben, allerdings ohne Präsentation der Ergebnisse.
Obige Prinzipien findet man natürlich bei vielen Schulen in unterschiedlichen Gewichtungen wieder. Wenn man mal z.B. von Claude Gordon’s Systematic Approach und BE absieht, ist die besagte Schule aber ein möglicher, alternativer Weg, sicheren Zugang zum High Range zu erhalten, wenn man ihn denn will und bereit ist, zunächst mal die geforderten Opfer zu bringen (diese habe ich auch geschildert).
Mein Ausgangspunkt war: die Ansatz- und Atmungsphysis zuerst einigermassen auszubilden, bevor überhaupt musikalische Umsetzung stattfinden kann – ich konnte es musikalisch nicht ertragen (ich spielte bereits Querflöte mit Jazzambition), ständig den Limitierungen bezüglich Tonumfang und Ausdauer in der Anfangsphase des Trompetelernens ausgesetzt zu sein. Umgekehrt wurde mir aber im TF vorgeworfen, ich würde die Wissenschaftlichkeit der Musikalität vorziehen bis hin zu der Behauptung – wohl basierend auf meiner Veröffentlichung – ich sei völlig unmusikalisch. Letzteres ein nicht zu überbietendes Beispiel an Arroganz und Überheblichkeit aufgrund einer Einmal- und Ferndiagnose und ohne Kenntnis der Person. Ich habe immer die Musik im Sinn gehabt und Technik ist für mich daher immer sekundär – wenn sich aber dem gewünschten Ausdruck von Musikalität derartige Anfangshindernisse in den Weg stellen wie bei der Trompete, muss man auch mal zu besonderen Mitteln greifen dürfen.
Der von mir gewählte Ausgangspunkt " erst eine gewisse Physis ausbilden" ist aber auch nicht neu: der hier „viel geliebte“ MB verlangt glaube ich noch ganz andere Exerzitien der Ausschließlichkeit und Dauer in dieser Richtung von einem angehenden Trompetenadepten.
Es gibt dann auch alternative Ansätze wie bei Lynn Nicholson, „neben“ dem normalen Spielen ein „Protokoll“ mit wenigen Minuten täglich zu implementieren (mit einem entsprechenden Mundstück, oder sogar nur Mundstückrand). Dieser Kompromiss ist denen geschuldet, die vom Trompeten leben müssen und sich keinere gößeren, spielerischen Unterbrechungen leisten können - nur aus diesem Grunde hat z.B. mein Lehrer von der Schule für sich selbst abgesehen. Diese Technik läuft aber m.E. auf die Herausbildung eines Zweitansatzes hinaus und man kann davon ausgehen, dass alle, die konventionell ausgebildet werden und sich erst später um High-Range kümmern, mindestens 2 unterschiedliche Ansätze ausgebildet haben.
Hier muss also wieder einmal jeder das finden, was für ihn richtig ist. Ob das ganze bei mir nun wirklich nur ein Höhenflug mit Absturz aus grosser Höhe war überlasse ich aber nun gerne dem Leser.
So, das war’s final!