rhuber hat geschrieben:Vielen Dank für die Antworten! Ihr habt's vermutlich bemerkt, ich hoffe insgeheim dass es irgendwann "klick" macht und sich die Barriere auf einmal auflöst...
Ich hatte so zwischen 12 und 19 Jahren wöchentlich eine Lektion bei einem Trompetenlehrer, der mich allerdings nicht dazu antrieb den Tonumfang nach oben zu entwickeln. Inzwischen bin ich 34 und spiele sehr unregelmässig, mal Brassband, mal Harmoniemusik/Verein, und zwischendurch Guggenmusik. Von der Fasnacht kommt wohl auch das Spielen mit zuviel Druck, denn unsere Noten sind bis ins e3 geschrieben und ich versuchte beim Üben irgendwie diese Tonhöhe zu erreichen. Das hiess für mich: So hoch spielen wie nur möglich (auch wenn ich den Ton auch nur eine Sekunde rausquetschen konnte), in der Hoffnung mich langsam steigern zu können. Was aber offensichtlich die falsche Taktik war;-)
Seit ein paar Tagen versuche ich nun bewusst mir nicht mehr die Zähne einzudrücken und variere auch erstmals die Zungenposition. Bspw. einen Takt lang c3 aushalten, dann absetzen und überlegen ob das jetzt besser war als zuvor. Es ändert sich def. etwas, kann aber noch nicht sagen wie es besser ist. Ah ja, auf einmal geht nun auch Buzzing ohne Mundstück;-)
Was mich noch etwas wundert: Setze ich leicht neben der Mitte auf, kommen die Hohen viel lockerer. Allerdings eher unkontrolliert.
Nochmals Danke für die Ratschläge/Links!
Gruss Roman (sorry, beim ersten Post ganz vergessen)
Hallo Roman!
Mir fällt dazu Folgendes ein:
Zuerst einmal zu deiner Geschichte: Die kann ich bestens nachvollziehen, da auch ich vor ein paar Jahren den Anforderungen immer gerecht werden musste und somit auch einfach viel gedrückt habe. Effizienter Ansatz - Fehlanzeige.
Lange Töne auch im oberen Register auszuhalten halte ich für eine gute Idee. Ich mache hierzu i.d.R. abends als letztes eine Dreiklangsübung, die von Jon Faddis stammt, beginnend mit B-Dur (b'-d''-f''), dann chromatisch aufwärts. Dazwischen 5 Sekunden Pause und dann bis zur Grenze. 5 Minuten Pause und das Ganze nochmal. Komischerweise klappt es beim zweiten Mal fasst besser. Aber immer nur so weit, bis der Ton nicht mehr gut klingt bzw. abreißt, egal, wie hoch das ist. Wichtig dabei ist, dass alle 3 Töne miteinander verbunden sind, sprich die Luft gut fließt. DEcrescendiere dabei und achte auf einen guten air support. Spielst du nur total laut, bläst du die Lippenöffnung explosionsartig offen und um das zu kompensieren, nämlich sie wieder klein zu bekommen, drückt man zu viel. Grundsätzlich ist die Luftmenge ist für Dynamik da, Luftgeschwindigkeit (gesteuert durch Lippenöffnung und Zungenstellung) regelt die Tonhöhe.
Hier passende Links dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=jn0GnOX4FwM
https://www.youtube.com/watch?v=u1TCRsm_VeU
https://www.youtube.com/watch?v=22k_eacohto
Was die Ursache deines Problems ist, kann man nur schwer erahnen. Zu viel Druck bedeutet erstmal nur, dass irgendwo im Spielsystem etwas nicht funktioniert.
Solltest du Bedenken haben, dass deine Zunge, wie du sagst, nicht richtig arbeitet, probier mal Folgendes: Spiele einfach mal eine Naturtonbindung von c1 aufwärts und lasse dabei bewusst die Zunge unten. Denke dir dabei eine offene Silbe wie "a". Wenn du die Zunge unten lässt und trotzdem hoch kommen willst, musst du es fast zwangsläufig über die Luftmenge kompensieren. Das führt dazu, dass die Bindungen sehr brachial klingen werden und es fühlt sich so an, als müsstest du jedes Mal eine große Hürde überwinden. Dazu ist die Bindung nicht mehr so flüssig.
Gegenteiliges hilft auch, um sich der Zungenstellung bewusster zu werden: Spiele mal ein c1 oder g1 und versuche ganz bewusst die Zunge nach vorne und oben zu bringen. Dabei willst du aber unbedingt weiter ein c1 oder g1 spielen. Machst du das langsam, wirst du feststellen, dass dein Sound viel dünner wird und der Ton einfach nicht mehr gut klingt. Versuchst du mit dieser zu hohen Zungenstellung jetzt mehr Luft zu geben, sprich lauter zu spielen, ist auch das kaum möglich.
Bevor du all das machst, achte auf einen offenen, schönen Sound. Das sollte, egal was du spielst, immer oberste Priorität haben. Um den Sound offen zu bekommen, arbeite zunächst an einem vollen, offenen c1. Mir helfen hier Bendings. Spiele das c1, öffne bloß den Kiefer und spiele so ein h, ohne das 2.Ventil zu drücken. Sonst verändere nichts. Die weitere Kieferöffnung lässt den Ton automatisch sacken. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, übertreibe es ruhig mal mit der Öffnung und biege den Ton noch ein paar Halbtöne tiefer. Wenn du dann das h mit 0 spielst, gebe wieder mehr Luft, spiele wieder das c1 und achte einfach auf einen fetten Sound. Das sollte schon reichen. Normalerweise gleicht man mit der Zunge dann wieder diesen Halbtonschritt aus, aber die Bewegung ist minimal und kaum spürbar. Machst du das Ganze auf einem c2 bspw., ist der Ausgleich natürlich größer.
Hier ein passender Link:
https://www.youtube.com/watch?v=RcOwyXaOu5w - aber zunächst erst alles schön langsam. Es geht hier bloß um einen offenen Sound.
Die dann hoffentlich erreichte Offenheit gilt es dann ins obere Register mitzunehmen. Diese Stellung die du dann beim c1 hast bleibt aber immer gleich. Den Rest regelt dann Lippenöffnung, Zunge und Atmung.
Zu guter Letzt, achte auf eine gute Atmung. Atme immer auf einer offenen Silbe wie "oh" ein und simuliere ein Gähnen, so bleibt die Zunge schön locker. Egal was die Zunge vorne macht, hinten ist sie immer locker und entspannt. Ein- und Ausatmen muss immer ein fließender Übergang sein. Hänge an das "oh" beim Einatmen noch ein "ah", also "oh-ah". So atmest du erst in den Bauch und dann machst du "oben" noch schön voll. Schön locker bleiben und Schultern unten lassen.
Auch hilft es, mal den Air Support zu checken. Spiele mal ein langes g1, bis die Luft weg ist und drücke deinen Daumen dazu mal leicht unter die Rippen an das Zwerchfell und achte darauf was passiert. Dieser Kontakt, was du da spürst muss IMMER da sein. Mir hilft es auch, das mal bei der Faddis-Übung zu machen. Du wirst feststellen, dass wenn es nicht mehr gut klingt, die fehlende Luftunterstützung oft die Ursache ist. Dazu noch eine entspannte Haltung: Gerade stehen, Kopf gerade, Schultern nach unten, Knie nicht durchdrücken.
Experimentiere mal ein bisschen herum. Natürlich gehört kontinuierliches Üben zu den Grundvoraussetzungen. Aber wenn das Spielsystem nicht richtig funktioniert, kann man leider üben bis man schwarz wird. Man wird nicht besser...Nicht in ein paar Tagen, Monaten und auch nicht in ein paar Jahren. Viel hilft dann nicht viel, im Gegenteil. Durfte ich am eigenen Leib erfahren.
Ich hoffe, ich konnte helfen! Viel Erfolg & ein schönes Wochenende!
Jens