Bassflügelhorn?

Welches sind die besten ?

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Flügelhorny
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Bassflügelhorn?

Beitrag von Flügelhorny »

Hallo zusammen,
beim Stöbern im E-Bay bin ich auf ein Bassflügelhorn gestoßen.Hier der Link:http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... %3AIT&rd=1
Frage gibt es eigentlich wirklich ein Bassflügelhorn,dass sogar in der traditionellen Blasmusik eingesetzt wird?Die nächste Frage die sich dann für mich stellt,was ist dann der Unterschied zur Basstrompete?Dann würde ja ein Bassflügelhorn noch dunkler klingen wie die ohnehin schon dunkle Basstrompete?Macht das denn noch wirklich Sinn?
Schaut man beim Hersteller dieses vermeintlichen Bassflügelhornes Melton,welches angeblich nicht mehr gebaut wird nach,so ist ein gleicher Typ als Basstrompete angeboten:http://www.melton.de/blech/meltonbasstrompeten.htm
Merkwürdig?

Gruß
Flügelhorny
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Miss Trumpet
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Beitrag von Miss Trumpet »

Hallo,

"Bassflügelhorn" = Tenorhorn

Die Basstrompete (in B) ist ein Instrument, dass auf die Militärkapellen des 19. und 20. Jhdt. zurückgeht (bis ca. daume-mal-pi 1970). Sie bildete gemeinsam mit den Es-Trompeten den Begleitsatz. Diese Instrumente verschwanden aber nach und nach aus den Orchestrierungen , dafür das Waldhorn (statt des Althorns - Gott sei Dank!) und die Posaune im Begleitsatz forciert.
Diese engmensurierten Instrumente (Bass- bzw. Es-Trompete) gaben einen hervorragend scharfen Klang her für den sogenannten "Nachschlag" - geradezu prädestiniert für jegliche Art von Marschmusik bzw. böhmische Blasmusik und alles was sich im Freien abspielt. Es gelingt nur den wenigsten Kapellen heute, diesen Klang zu kopieren durch eine Kombination von Posaunen und tiefen Trompetenstimmen. Meist spielen heute Waldhörner die Stimmen der Bass- bzw. Es-Trompeten, sie kommen aber nicht im geringsten an deren Klangbild heran bzw. können auch nicht die Balance zwischen Melodieinstrumenten und "Rhythmusgruppe" herstellen (na dafür sind dann die Schlagzeuger viel zu laut...).

Neuerdings erleben die Basstrompete und die Es-Trompete wieder ein kleines "Revival", so setzt z.B. auch Mnozil Brass eine Basstrompete ein (gespielt von Leonhard Paul).

LG, Miss Trumpet
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Flügelhorny
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Beitrag von Flügelhorny »

Hallo Miss trumpet,
vielen Dank für Deine Ausführungen.Habe ich Dich richtig verstanden Bassflügelhorn=Basstrompete=Tenorhorn,oder Basstrompete=es und Bassflügelhorn=b?Warum wurde die Basstrompete in den 70ern verdrängt,war es eine Modeerscheinung?Schlußfolgert man Deine Ausführungen müßte man ja eigentlich alle Tenorhörner aus den Orchestern verbannen,denn wir mühen uns ja nun wirklich immer wieder ab den böhmischen Klang möglichst nahe zu kommen?Aber ich glaube sogar die Egerländer spielen mit Tenorhörnern?
Gruß
Flügelhorny
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Beitrag von MMTrumpet »

Hallo MissTrumpet,
dass das Tenorhorn in einigen Gegenden (z. B. in Österreich) Bassflügelhorn heißt, habe ich schon mal gehört. Aber das Instrument, das da angeboten wird, ist ja kein Tenorhorn. Ist der tiefste spielbare Naturton (ohne Pedals) auf diesem Instrument (klingend) b? Oder B? Von der Größe her sieht es mir eigentlich nicht so aus, als wäre es ein B.
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Miss Trumpet
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Beitrag von Miss Trumpet »

Hallo,

Kurz vorneweg: meiner Erklärung beziehen sich im besonderen auf Österreich bzw. die Länder der ehemaligen Österreich-Ungarischen-Monarchie, treffen sicher auch auf Deutschland zu, in den Beneluxländern, der Schweiz und in Frankreich, um mal nur ein paar zu nennen, hat sich vieles anders entwickelt.

"Bassflügelhorn" ist eine andere (alte) Bezeichnung für das Tenorhorn, entspricht aber NICHT der Basstrompete. Die Bezeichnung "Bassflügelhorn" leitet sich davon ab, dass es ursprünglich ähnlich wie eine Basstrompete aussah, aber eben weit mensuriert war und deshalb dem Flügelhorn ähnelte - ein Bild von einem solchen Instrument findet man über auf dem Ebay-Link von Flügelhorny.

eine kleine Übersicht:
Tenorhorn, Bassflügelhorn, Basstrompete sind in B gestimmt und klingen eine Oktave tiefer als die "normale" B-Trompete.
Es-Trompete ist klarerweise in Es gestimmt und klingt ebenfalls tiefer als notiert - also nicht zu verwechseln mit der Es-Trompete, auf der man auch das Haydn oder Hummel-Konzert spielt. Die Es-Trompete ähnelt sehr dem Althorn (ebenfalls in Es), welches aber heute fast nur mehr in Brassbands gespielt wird, aber nicht mit Drehventilen sondern mit Perinetventilen und veränderter Bauform. Interessanterweise gibt es dieses Instrument scheinbar auch in F gestimmt (siehe Link zu Melton-HP), dieses Instrument transponiert dann genauso wie das Waldhorn.

@ Flügelhorny: Das Tenorhorn hat nicht die Basstrompete verdrängt. Die Basstrompete war teil der "Rhythmusgruppe", das Bassflügelhorn (bzw. in der ovalen Form später dann als Tenorhorn bezeichnet) war und ist ein Melodieinstrument. Böhmische Blasmusik ohne Tenorhörner - das wäre wie eine Bigband ohne Saxophone, oder die Wiener Philharmoniker ohne Celli, oder ...

Dass die Basstrompete und die Es-Trompeten verdrängt wurden war keine bloße Modeerscheinung. Das Anforderungsprofil an Blaskapellen hat sich einfach verändert: war es früher Aufgabe der Blasmusik das Publikum hauptsächlich mit Märschen und böhmischer und alpenländischer Volksmusik zu beglücken, so kam dann dazu, dass man Schlager und Popularmusik für Blasmusik arrangierte (was später auch zur Integrierung des Drumsets führte). Außerdem wollten Blaskapellen nicht nur mehr "bloß" Alltags- und Gebrauchsmusik spielen, sondern auch vermehrt konzertant auftreten und Arrangements von Stücken für Sinfonieorchester bringen. Da haben die Basstrompete, die Es-Trompete und das Althorn immer weniger gepasst, da ja auch ganz andere Ansprüche an eine "Rhythmusgruppe" gestellt wurden. Die Instrumente wurden dann eine Zeit lang noch mitgeschleppt, verschwanden dann aber zusehends. Man kann sich das auch so vorstellen bzw. erklären: zur Zeit von Johann Strauß bzw. dann in der großen Popularitätswelle der Militärkapellen war es üblich, dass die Musiker einer Kapelle sowohl Streichinstrumente als auch Blasinstrumente spielten je nach Anlaß. Und da spielten einige Musiker immer die Begleitstimmen (Nachschlag), und das waren bei der Streicherbesetzung dann zwei Bratschen (?, die hatten auch eine eigene Bezeichnung, die mir grade nicht einfallen will - Sekundgeiger oder so ähnlich?), in der Blaskapelle spielten sie dann Bass- oder Es-Trompete. Nun, was passiert mit diesen Musikern wenn plötzlich Strauß kaum mehr gespielt wird? So ähnlich war es halt dann auch mit der Bass- und der Es-Trompete.
Weiters ist noch hinzuzufügen, dass es üblich war (ist), den weniger begabten Nachwuchs auf reine Begleitinstrumente zu verbannen, wo sie (angeblich...) weniger Schaden anrichten können. Die Zeiten haben sich geändert, oder könnte sich heute noch irgendwer vorstellen ein Instrument zu lernen, um dann Zeit seines Lebens nur mehr "ump-ta-ump-ta-ump-tatataataa" zu spielen?

@ MMTrumpet: das auf Ebay angebotene Instrument (Bassflügelhorn) ist in B gestimmt und klingt wie ein Tenorhorn, als eine Oktave tiefer als eine Trompete in B. Es hat den Tonumfang eines dreiventilgen Tenorhorns, kommt als runter bis zum notierten kleinen fis (klingend großes E).

LG, Miss Trumpet

PS: Übrigens gibt es heute auch ähnliche Tendenzen das Flügelhorn betreffend: natürlich ist dieses Instrument aus der böhmischen oder alpenländischen Volksmusik nicht wegzudenken, aber in Arrangements von U- und E-Musik der letzten Jahrhunderte wird das Flügelhorn immer weniger eingesetzt. Man vergleiche zum Beispiel Arrangements des Musikverlag Kliment in Wien, bei welchen Flügelhorn und Tenorhorn als weiches Quartett den absoluten Kern der Arrangements bilden, mit Arrangements von Marc Reift oder De Haske, da ist das Flügelhorn wenn überhaupt nur mehr eine optionale Stimme bestehend aus einer Mischung von Trompeten- und Klarinettenstimmen. Man könnte sagen, der Klang wird immer schlanker, so wird auch das Tenorhorn bzw. Euphonium nicht mehr zwingend zwei- oder gar dreistimmig eingesetzt, sondern mehr das Posaunenregister forciert.
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Beitrag von trumpetier »

Hatt schon mal jemand das Flügelhorn von Sergeij Nakarijakow gesehen? Ein Vierventiler (Quintventil) mit grosser Tiefe und fantastischem Klang...
Weiss jemand, ob das eine Spezialanfertigung ist, oder ob man das auch kaufen kann?

Grüsse
trumpetier
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Beitrag von MMTrumpet »

Hallo MissTrumpet,
danke für die ausführlichen Ausführungen!
Es würde mich reizen, so ein Bassflügelhorn mal auszuprobieren, obwohl wahrscheinlich dann auf Dauer ein Tenorhorn / Euphonium doch angenehmer zu spielen ist (vom Gewicht her). Und das geht (noch) nicht - das hohe Blech ist bei uns zu schwach besetzt ... . Außerdem ist es auch bei uns so, dass wir immer mehr Arrangements spielen, wo es nur eine Tenorhorn / Euphoniumstimme gibt - da kann man mit Flügelhorn / Trompete besser variieren.
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Beitrag von Miss Trumpet »

@ trumpetier: ein Musikhändler in meiner Gegend hatte mal ein vierventiliges Flügelhorn, ist also keine Sonderanfertigung. War aber ein ziemlicher "Ladenhüter", vereinzelt haben es sich ein paar Musiker mal ausgeliehen. Wenn man nicht gerade ein Ensemble bzw. Arrangements für so ein Instrument speziell zurechtschneidert, bringt es eigentlich gar nichts. Ist einfach nur anstrengend zu halten, da es deutlich schwerer ist als ein dreiventiliges Flügelhorn.

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Beitrag von Flügelhorny »

@Trunpetier
...kuck´s Du hier:http://www.thein-brass.de/index_du.php
..kuck´s Du da..http://www.courtois-paris.com/panneaufluge.html
..kuck´s Du da..http://www.getzen.com/fluegel/eterna/896.shtml
um nur ein Paar zu nennen.
Wenn Du das beim Händler bestelltst wird der garantiert Dir eins besorgen.,nur den konkreten Nutzen sehe ich irgendwie nicht,es sei denn Du spielst 3. oder 4. Stimme?Das 4te Ventil ist dafür dass Du unterhalb von C1,wo Du mit den Hilfsgriffen 1+3 G und 1+2+3 fis ,d ,und g spielst und von der Intonation immer auf der "Kippe" bist,da kannst Du dann das G nochmal mit 0 anstatt 1+3 ,und fis mit 2 usw. spielen.Außerdem würde ich nicht gerade ein Courtois nehmen,die Kannen sind in Profi-Kreisen wegen schlechter Intonation verrufen!Nakarikov hat mit Sicherheit eine für Ihn selektierte.
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Beitrag von Miss Trumpet »

Flügelhorny hat geschrieben:Das 4te Ventil ist dafür dass Du unterhalb von C1,wo Du mit den Hilfsgriffen 1+3 G und 1+2+3 fis ,d ,und g spielst und von der Intonation immer auf der "Kippe" bist,da kannst Du dann das G nochmal mit 0 anstatt 1+3 ,und fis mit 2 usw. spielen.
???

Das vierte Ventil macht aus dem kleinen g noch keinen Naturton. Wenn das vierte Ventil den Ton um eine Quint tiefer macht, dann ergibt das folgende Griffmöglichkeiten vom c1 abwärts:

c1 0 (Hilfsgriffe 4, 134)
h 2 (Hilfsgriffe 24, 1234)
b 1 (Hilfsgriff 14)
a 12 (Hilfsgriffe 3, 124, 34)
as 23 (Hilfsgriff 234)
g 13 (Hilfsgriff 134)
fis 123 (Hilfsgriff 1234)
f 4
e 24
es 14
d 124 (Hilfsgriff 34)
cis 234
c 134
H 1234

Aber ehrlich gesagt bezweifle ich ernsthaft, dass das vierte Ventil ein Quintventil ist, denn bei allen anderen Instrumenten wie z. B. einem vierventiligen Tenorhorn oder einer vierventiligen Piccolo handelt es sich um Quartventil.

LG, Miss Trumpet
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Beitrag von burt »

Hallo,

wie dem auch sei. Bei allen bauartbedingten Nachteilen dieses Instrumentes sind doch viele Amateurformationen. die oftmals über kein Waldhorn oder eine gute hohe Posaune verfügen froh, wenn einer der Trompeter über ein vierventiliges Flügelhorn verfügt. Damit kann man diese Stimmen auch passabel spielen. Natürlich ist das kein vollwertiger Ersatz, aber besser als ganz auf die entsprechenden Stücke zu verzichten. Mit ein bißchen Übung, und ein gutes Instrument vorausgesetzt kann man damit auch in der Horn- und der hohen Tenorlage einen annehmbaren Klang erzeugen.
Schönen Gruß vom Burt
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