Moderator: Die Moderatoren
Karl Richter hatte damals wohl noch auch die Klangwelt von Scherbaum (die Selmer 360 ist also nur bedingt "schuld" daranSingvögelchen hat geschrieben:Mein Problem: es gibt noch alte Kantoren, die genau diese Klangvorstellung im Ohr haben.
) im Ohr, mit dem er in den Jahren davor gearbeitet hatte. So kommt eins zum anderen.Nein, Karl Richter kommt aus der Leipziger/Straube Tradition, also großer dunkler Klang, viel Legato; das spielt hier Pierre Thibaud nicht gerade. IMO war auch Richters Vorstellungen anders, nur es gab keine Trompeter die das spielen konnten!Kowa hat geschrieben: Karl Richter hatte damals wohl noch auch die Klangwelt von Scherbaum (die Selmer 360 ist also nur bedingt "schuld" daran
Kowa hat geschrieben:Mein Vater hat mir berichtet, das noch in den 50iger Jahren bei der Aufführung der Kantate "Ein feste Burg" BWV 80 sich kein Trompeter fand, der das spielen konnte, sodass die Stimmen mit Oboen (igitt) besetzt werden mussten!In Bachs Originalfassung wird das tatsächlich nur von Oboen und Geigen gespielt, die Trompetenpartien hat erst sein Sohn Wilhelm Friedemann hinzukomponiert, natürlich stilsicher...
Da gibt es noch mehr Geschichten: als Mendelssohn die Bach-Renaissance mit seiner Berliner Singakademie begründete, wurden sogar Klarinetten (noch schlimmer als Oboen, also im Vergleich mit Trompeten) eingesetzt. Selbst Mozart hat eine musikalisch wundervolle Adaption von Händels Messias hergestellt. Da ist von den schönen Trompetenpartien nicht viel wiederzuerkennen. Völlig verhunzt (aus Trompeter-Sicht). Ansonsten klingt es leider fantastisch. Mozart und die Trompeten, das wird nicht mehr die große Liebe...
Noch in den 60ger Jahren hat der Solo-Trompeter des Leipziger Gewandhausorchesters nach dem dritten oder vierten Versuch, "Jauchzet Gott in allen Landen" beim Bach-Wettbewerb zu begleiten, die Bühne mit Nasenbluten verlassen müssen. Bestimmt nicht, weil er wie Gottfried Reiche ein begnadeter Clarinist gewesen ist, sondern weil er reingehauen hat wie bei einer Bruckner-Sinfonie (ganz alte deutsche Trompeter-Schule).
Der Maurice Andre war echt der erste, der mit totaler Leichtigkeit rangehen konnte aufgrund seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten. Das schält sich gerade erst raus, wie sehr er die Blechbläserwelt verändert hat.
Ist schon schön, wie sich so langsam der allgemeine Geschmack und auch die Ausbildung des Nachwuchses zum Positiven hin ändert.
Dann hat man ja ein gutes Gegenargument, wenn ein Kantor trotzdem heute nach einem Klangbild verlangt, das vor einem halben Jahrhundert aus der Not geboren wurdemaniactrumpet hat geschrieben:IMO war auch Richters Vorstellungen anders, nur es gab keine Trompeter die das spielen konnten!
.Insbesondere "keine Trompeter" sollte man so nicht stehen lassen. Hier eine Leipziger Aufnahme von BWV 41 unter Ramin von 1950.maniactrumpet hat geschrieben:IMO war auch Richters Vorstellungen anders, nur es gab keine Trompeter die das spielen konnten!
Als ich 1978 nach München kam und mir dann bis zu seinem Tod 1981 fast jede Richter-Aufführung in München reingezogen habe war
mit Abtrennen sofort einverstanden. Auch von mir gleichlautende Anforderungen an die Moderatoren.Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 76 Gäste
