"bläulich" schimmerndes Mundstück
Moderator: Die Moderatoren
"bläulich" schimmerndes Mundstück
Hallo zusammen,
ich habe ein Mundstück, das so völlig anders aussieht als alle anderen -- vielleicht weiß ja ein Forumsmitglied, was es damit auf sich hat. Reine Neugierde.
Das Mundstück ist ein Bach 10½ C, wurde aber offenbar entweder mal neu "beschichtet" (?) oder ist von vorn herein komplett gefälscht. Verglichen mit allen anderen Mundstücken hat das einen etwas kälteren Farbton, schimmert beinahe leicht bläulich und fühlt sich extrem glatt an. Man kann es auf diesem Bild immerhin erahnen (links im Bild).
https://ibb.co/W6GmsPb
Ist jemandem schon mal so ein Mundstück begegnet? Was hat es damit auf sich?
Danke und Grüße
ich habe ein Mundstück, das so völlig anders aussieht als alle anderen -- vielleicht weiß ja ein Forumsmitglied, was es damit auf sich hat. Reine Neugierde.
Das Mundstück ist ein Bach 10½ C, wurde aber offenbar entweder mal neu "beschichtet" (?) oder ist von vorn herein komplett gefälscht. Verglichen mit allen anderen Mundstücken hat das einen etwas kälteren Farbton, schimmert beinahe leicht bläulich und fühlt sich extrem glatt an. Man kann es auf diesem Bild immerhin erahnen (links im Bild).
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Ist jemandem schon mal so ein Mundstück begegnet? Was hat es damit auf sich?
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Re: "bläulich" schimmerndes Mundstück
Hallo,
ich würde mal behaupten, das Mundstück ist vernickelt, nicht versilbert.
ich würde mal behaupten, das Mundstück ist vernickelt, nicht versilbert.
Wer nie vom Weg abkommt, der bleibt auf der Strecke.
Volksmund
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Re: "bläulich" schimmerndes Mundstück
Danke.
Vernickelt, kann gut sein, aber warum würde man das machen? Ich finde mit google nur Nickel-Silber Mundstücke, die aber versilbert sind.
Vernickelte Mundstücke scheinen mir jetzt keine so tolle Idee zu sein, nicht zuletzt wegen der Allergiegefahr, oder?
Ich habe das Mundstück schon länger - ich meine, das war mal bei einem ebay-Mundstückskonvolutaufkauf mit dabei.
Vernickelt, kann gut sein, aber warum würde man das machen? Ich finde mit google nur Nickel-Silber Mundstücke, die aber versilbert sind.
Vernickelte Mundstücke scheinen mir jetzt keine so tolle Idee zu sein, nicht zuletzt wegen der Allergiegefahr, oder?
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Re: "bläulich" schimmerndes Mundstück
Ich hielt auch schon ältere, vernickelte Instrumente in Händen. Bei Mundstücken hatte ich es bislang nicht gesehen.
Aber rein von der Obtik käme das in etwa hin, daher meine Vermutung.
An die Lippen würde ich das Teil, wenn vernickelt, allerdings nicht setzen.
Evtl kann ein hier anwesender Instrumentenbauer mehr dazu sagen.
Aber rein von der Obtik käme das in etwa hin, daher meine Vermutung.
An die Lippen würde ich das Teil, wenn vernickelt, allerdings nicht setzen.
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Re: "bläulich" schimmerndes Mundstück
Es könnte aus meiner Erfahrung auch ein schön angelaufenes Silber sein, was noch nie mit Schweiß oder Speichel in Berührung war. Ich hatte mal ein gut gelagertes Wechsel-Schallstück von einer Schilke Es/D-Trompete mit ähnlichem Farbton.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!
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Re: "bläulich" schimmerndes Mundstück
Wenn es sich an den Lippen sehr glatt anfühlt wird's wohl Nickel sein. Dann besser nicht benutzen.
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Re: "bläulich" schimmerndes Mundstück
Wolfram hat an anderer Stelle etwas dazu geschrieben:
(Ich ging bislang davon aus, dass vergoldete Teile im Instrumentenbau generell eine Versilberung als Grundbeschichtung erhalten).
Zur besonderen Vorsicht rate ich bei vergoldeten Mundstücken, da diese zumeist unternickelt werden, um der dünnen Goldschicht eine dauerhafte Grundierung zu bieten. Nach galvanotechnischen Grundsätzen mag dieses Verfahren angebracht sein, hat im Instrumentenbau, insbesondere Mundstückbau, aber nichts verloren. Sobald die dünne Goldschicht (durch unsachgemäße Verwahrung und regelmäßige Verwendung) abgenützt ist, liegt die Lippe auf einer Nickelschicht, die früher als alle anderen Materialien eine Metallallergie (Nickelallergie) auslösen kann. Nickel ist extrem hautunverträglich und zudem sehr hart, wodurch Änderungen der Rand- oder Kesselform extrem erschwert werden.
Das schreibt Mundstückhersteller Breslmair (Zitat) zum Vernickeln, allerdings nicht als Endfinish:Wolfram hat geschrieben: ↑Dienstag 28. Januar 2014, 10:44Der optische Unterschied zwischen Silber und Nickel ist bei älteren Instrumenten:Bresl-Maier hat geschrieben:Wenn es vernickelt wäre, dann müsstest du einen anderen Glanz haben als bei Silber...
Nickel
- keine Oxydation, Oberfläche hat einen "dunklen Silberglanz" der sich je nach Zustand ins bläuliche verfärben kann.
- Fingerabdrücke können sichtbar sein, sind aber mit einem Tuch wieder leicht weg zu wischen
Silber
- kann oxydieren und dann seinen hellen Glanz verlieren (Verfärbung geht von glanzlos, über grau bis ins schwarze..)
- Fingerabdrücke, die nicht abgewischt werden verursachen fleckige Oxydation
Generell ist die heutige Anwendung von Vernickelung und Versilberung abhängig von der Region in der die Instrumente benutzt werden.
Vernickelte Instrumente werden fast ausschliesslich in tropischen Ländern eingesetzt (südliche Erdhalbkugel). Dort würden versilberte Instrumente sehr schnell kaputt gehen.
Vernickelung schützt dagegen das Instrument gegen Luftfeuchtigkeit.
LG
Wolfram
(Ich ging bislang davon aus, dass vergoldete Teile im Instrumentenbau generell eine Versilberung als Grundbeschichtung erhalten).
Zur besonderen Vorsicht rate ich bei vergoldeten Mundstücken, da diese zumeist unternickelt werden, um der dünnen Goldschicht eine dauerhafte Grundierung zu bieten. Nach galvanotechnischen Grundsätzen mag dieses Verfahren angebracht sein, hat im Instrumentenbau, insbesondere Mundstückbau, aber nichts verloren. Sobald die dünne Goldschicht (durch unsachgemäße Verwahrung und regelmäßige Verwendung) abgenützt ist, liegt die Lippe auf einer Nickelschicht, die früher als alle anderen Materialien eine Metallallergie (Nickelallergie) auslösen kann. Nickel ist extrem hautunverträglich und zudem sehr hart, wodurch Änderungen der Rand- oder Kesselform extrem erschwert werden.
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Re: "bläulich" schimmerndes Mundstück
Ich muss kurz korrigierend eingreifen, sorry. Nickel kann natürlich (leichter als Silber) oxidiert werden: das Redoxpotential von Ag ist +0,8 V und das von Nickel (im sauren Medium) nur -0,23 V. Das bedeutet (wie ihr bestimmt alle noch aus der Schule wisst ), dass Nickel leichter oxidiert (nicht oxydiert, das „y“ ist schon lange abgeschafft) werden kann als Silber. Allerdings gibt es weitere Phänomene wie Überspannung, Aktivierungsenergie, auch Oberflächenbeschaffenheiten, etc., die einiges bewirken können und evtl. dazu führen, dass Nickel sehr stabile Schichten bildet, die dann tatsächlich nur sehr schlecht zu oxidieren sind.
Nickeloxide sind grün bis braun-schwarz. Nickel kann allerdings z.B. in der sogenannten stromlosen Abscheidung auch legiert werden, z.B. mit Phosphor, https://industrial.macdermidenthone.com ... properties
Interessanterweise sind mit die die härtesten Beschichtungen in der o.g. Tabelle diejenigen mit dem geringsten Anteil an P. Leider steht nix zum Redoxpotential. Daher wäre die interessante Frage, ob eine Vernickelung mit 100% Ni erfolgt oder ob es sich de facto um eine Abscheidung einer Ni Legierung mit einem geringen Anteil an Fremdatomen handelt, welche u.U. einen erheblichen Einfluss auf die Redoxstabilität der Beschichtung haben könnte.
Da könnte man mal EDX dran machen und vielleicht ein bisschen Cyclovoltammetrie mit dem Mundstück als Elektrode, dann wissen wir mehr
Nickeloxide sind grün bis braun-schwarz. Nickel kann allerdings z.B. in der sogenannten stromlosen Abscheidung auch legiert werden, z.B. mit Phosphor, https://industrial.macdermidenthone.com ... properties
Interessanterweise sind mit die die härtesten Beschichtungen in der o.g. Tabelle diejenigen mit dem geringsten Anteil an P. Leider steht nix zum Redoxpotential. Daher wäre die interessante Frage, ob eine Vernickelung mit 100% Ni erfolgt oder ob es sich de facto um eine Abscheidung einer Ni Legierung mit einem geringen Anteil an Fremdatomen handelt, welche u.U. einen erheblichen Einfluss auf die Redoxstabilität der Beschichtung haben könnte.
Da könnte man mal EDX dran machen und vielleicht ein bisschen Cyclovoltammetrie mit dem Mundstück als Elektrode, dann wissen wir mehr
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Re: "bläulich" schimmerndes Mundstück
Ergänzung: die Nickel-Silber Mundstücke, die weiter oben erwähnt wurden, sind auf deutsch Neusilber-Mundstücke.
Amateur an Trompete, Kornett, Flügelhorn und manchmal Basstrompete
Re: "bläulich" schimmerndes Mundstück
Noch ein paar Ergänzungen:
Das Glättegefühl ist nicht an den Lippen (weil mir das Mundstück von Anfang an suspekt vorgekommen ist, hab ich es nie gespielt), sondern direkt beim Anfassen am Schaft.
Unten am Schaft gibt es eine kleine schadhafte Stelle in der Beschichtung. Man sieht die auch auf dem Bild - mit dem Fingernagel spürt man einen Übergang zur Beschichtung. Die Farbe drunter passt zu dem, wie Mundstücke normalerweise aussehen.
Wirklich ein obskures Einzelstück zu sein, das da bei mir in der Schublade schlummert.
Das Glättegefühl ist nicht an den Lippen (weil mir das Mundstück von Anfang an suspekt vorgekommen ist, hab ich es nie gespielt), sondern direkt beim Anfassen am Schaft.
Unten am Schaft gibt es eine kleine schadhafte Stelle in der Beschichtung. Man sieht die auch auf dem Bild - mit dem Fingernagel spürt man einen Übergang zur Beschichtung. Die Farbe drunter passt zu dem, wie Mundstücke normalerweise aussehen.
Wirklich ein obskures Einzelstück zu sein, das da bei mir in der Schublade schlummert.
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"Perinette": Kühnl & Hoyer Sella G (199?)
Spezialinstrument: Kuhlohorn (ca. 1950)
Re: "bläulich" schimmerndes Mundstück
Warum man das machen sollte? Weil Nickel billiger ist als Silber und die Hautunverträglichkeit früher nicht bekannt war oder ignoriert wurde. Nickel ist härter als Silber, verkratzt auch nicht so schnell. Deswegen findet man auch im Instrumentenbereich, oft bei Billig-Produkten aus Fernost vernickelte Instrumente. Auch bei solchen Instrumenten beigelegte Mundstücke sind oft vernickelt. Habe aus diversen Ankäufen auch zwei oder drei vernickelte Mundstücke in meiner Sammlung.TrpM hat geschrieben: ↑Donnerstag 4. Januar 2024, 13:07 Vernickelt, kann gut sein, aber warum würde man das machen? Ich finde mit google nur Nickel-Silber Mundstücke, die aber versilbert sind.
Vernickelte Mundstücke scheinen mir jetzt keine so tolle Idee zu sein, nicht zuletzt wegen der Allergiegefahr, oder?
Ich habe das Mundstück schon länger - ich meine, das war mal bei einem ebay-Mundstückskonvolutaufkauf mit dabei.
Wenn man googelt, finden sich auch ältere, gebrauchte Mundstücke von Bach, die vernickelt sind: https://elbblech.de/produkt/vincent-bac ... ernickelt/ Ist also nicht so unwahrscheinlich.
Re: "bläulich" schimmerndes Mundstück
Sehr interessant, danke.ebnater hat geschrieben: ↑Dienstag 9. Januar 2024, 11:19 Warum man das machen sollte? Weil Nickel billiger ist als Silber und die Hautunverträglichkeit früher nicht bekannt war oder ignoriert wurde. Nickel ist härter als Silber, verkratzt auch nicht so schnell. Deswegen findet man auch im Instrumentenbereich, oft bei Billig-Produkten aus Fernost vernickelte Instrumente. Auch bei solchen Instrumenten beigelegte Mundstücke sind oft vernickelt.
Übrigens: falls jemand Interesse an einem vernickelten Bach 10½ C haben sollte ... ich hätte eins sehr günstig abzugeben
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