Kosten eines neuen Schallstückes

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Moderator: Die Instrumentenbauer

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Wandermusikant
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Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von Wandermusikant »

Hallo zusammen,

ich stehe gerade vor der Überlegung, eventuell eine etwa 80 bis 90 Jahre alte Konzerttrompete wieder herrichten zu lassen. Es handelt sich weder um ein namhaftes, noch um ein professionelles Instrument, also rein wirtschaftlich ein absolutes Himmelfahrtskommando. Dennoch hänge ich aus sentimentalen Gründen an diesem Instrument und würde es doch gerne spielen.

Neben der normalen Revision (Maschine ist tatsächlich dicht und hat nur geringes Spiel) habe ich allerdings noch eine größere Baustelle: das Schallstück klingt leider nicht mehr. Schnippt man es an, zeigt es keine Resonanz mehr. Ein alter Instrumentenbauer sagte mir, das Material sei "tot". Um das Instrument nun wieder nutzen zu können, müsste nach meinem Verständnis ein neues Schallstück her. Und da wären wir bei meiner Frage: In welchem Kostenrahmen wird sich dieses etwa bewegen? Damit steht und fällt für mich die Entscheidung, ob ich das Instrument letztlich überholen lasse.

Vorab schon herzlichen Dank für hilfreiche Antworten! :)
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Wolfram
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Re: Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von Wolfram »

Hallo,
Die genaue Kalkulation, um ein neues Schallstück einzubauen ist ohne das Instrument zu sehen und zu vermessen nicht möglich.
In der Regel muss das Schallstück an der Naht gehämmert, gefeilt und geschliffen werden. Dann wird es gebogen, verhämmert, erneut gefeilt, geschliffen, poliert und in das Instrument eingebaut.

Wenn du Glück hast ist dein Instrument ein nicht zu altes Marken-Instrument. Dann könnte man eventuell fertig vorgearbeitet und fertig gebogenes Ersatz-Schallstück erwerben. Trotzdem muss es noch eingebaut und das Instrument anschließend poliert und die Oberfläche behandelt werden.

Die Kosten könnten also je nach Instrument und Reparateur zwischen 300 bis 1000 € liegen. Dabei ist die Oberflächen-Beschichtung (in der Regel Lack oder Versilbert) noch nicht einkakuliert.
LG, Wolfram
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Wandermusikant
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Re: Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von Wandermusikant »

Hallo Wolfram,

danke Dir für das grobe Umreißen der zu erwartenden Kosten. Vorgefertigt gibt es da leider nichts, das Instrument ist alt und stammt aus einer der ehemaligen Werkstätten hier im Kuseler Musikantenland.

Da habe ich nun eine Denkaufgabe für das Wochenende. :)
ebnater
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Re: Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von ebnater »

Wenn Du der Trompete ein neues Schallstück "spendieren" würdest, wäre es dann noch DIE Trompete, an der Du "aus sentimentalen Gründen" hängst? "Danach" sieht sie ander aus, klingt anders,...

Als Naturwissenschaftler frage ich mich, wie ein Messing (?)-Schallstück "tot" sein kann? Kann man fehlende Resonanz mit Fingerschnippen testen? Gibt es vielleicht "Vergütungsmethoden" (Wärme- oder Kältebehandlung, Heckelkranz,...), mit der man das vorhandene Schallstück "wiederbeleben" kann? Von anderen Materialien (Metalle und Nichtmetalle) weiss ich, dass das ein Thema von inneren Spannungen bzw. dem mikroskopischen Materialgefüge sein kann (Härten von Stahl). Geht das hier vielleicht auch?
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Wandermusikant
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Re: Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von Wandermusikant »

Hallo ebnater,

"sentimental" begründet sich hier mit dem Vorbesitzer des Instrumentes und der gleichzeitigen Herkunft aus meiner Heimat. Klanglich gibt es hier keine Sentimentalität, da ich das Instrument nur im aktuellen Zustand kenne. Und ein Liebhaber alter Autos tauscht bei der Instandsetzung ja auch verrostete Blechteile und Verschleißteile aus, ohne daraus direkt ein neues Fahrzeug werden zu lassen. :)

Wie sich das wissenschaftlich erklärt, weiß ich nicht. Jedenfalls führt das Anschnippen der Schallstücke meiner anderen Instrumente zu einem metallischen "Bing" mit Nachhall, bei der genanten Patientin zu einem stumpfen, matten Geräusch ohne jeglichen Nachhall. Sicher können das die Experten hier professionell erklären. :)
wheelinwolf
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Re: Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von wheelinwolf »

Hallo,
wahrscheinlich ist es verspannt über die vielen Jahre. Außerdem kann der fehlende Zing beim Anschnippen des Trichters von einer gelösten Lötstelle sein.
Schallstück und Stützen auslöten lassen und unverspannt neu einlöten.

Ich glaube nicht dass Metall "Tot" sein kann.
Buntmetalle verändern die Struktur (Sprödheit) durch Temperatur (wird weicher) und Hämmern (spröder)
Bei Alu-Legierungen ist es, glaub ich, anders. Das härtet nach der Erhitzung durchs rumliegen von selbst wider

gruß
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Wolfram
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Re: Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von Wolfram »

ebnater hat geschrieben: Freitag 26. Juli 2019, 08:24 Als Naturwissenschaftler frage ich mich, wie ein Messing (?)-Schallstück "tot" sein kann? Kann man fehlende Resonanz mit Fingerschnippen testen? Gibt es vielleicht "Vergütungsmethoden" (Wärme- oder Kältebehandlung, Heckelkranz,...), mit der man das vorhandene Schallstück "wiederbeleben" kann? Von anderen Materialien (Metalle und Nichtmetalle) weiss ich, dass das ein Thema von inneren Spannungen bzw. dem mikroskopischen Materialgefüge sein kann (Härten von Stahl). Geht das hier vielleicht auch?
Hallo,
in meiner langjährigen Erfahrung (fast 40 Jahre) als Instrumentenbauer habe ich öfter Instrumente in den Händen gehabt, die keinen Klang mehr hatten. Ich kann deshalb den Eindruck und Wunsch von "Wandermusikant" bestätigen. Meist wurden solche Instrumente über längeren Zeitraum falsch gelagert (Dachboden oder Keller). Aber, auch wenn das Lebensalter bei Messing über 50 Jahre hinaus geht und viel benutzt wurde klingt es nicht mehr wie am Anfang. Wir haben in der Ausbildung gelernt, dass die Materialstruktur sich über die Jahre verändert. Es ist bei Messing auch nicht wieder rückgängig zu machen. Weder Wärme- noch Kältebehandlung können an diesem natürlichen Alterungsprozeß etwas rückgängig machen. Mikroskopisch bekommt das Material ganz feine Haarrisse. In der Berufsschule haben wir es selber betrachtet. Diese Risse sieht man verteilt über die gesamte Oberfläche und gehen in die Tiefe des Materials hinein! Sie bremsen die musikalischen Schwingungs-Eigenschaften des Bleches förmlich aus. Da hilft auch kein weglassen oder zusätzliche Stütze... , weder zusätzlicher Becherrand... oder Oberflächenbeschichtung. Die Struktur-Risse der Legierung können nur beseitigt werden, wenn das Material eingeschmolzen und neu ausgewalzt wird..., sprich: ein neues Schallstück entsteht.

Wenn mein Kollege sagt: "Das Material ist tot", dann kann ich ihm aus den oben genannten Gründen nur Recht geben. Es gibt eine vorbestimmte musikalische Lebenserwartung von Metallblasinstrumenten! Diese ist abhängig von Benutzung, Lagerung und örtlichen Klimaeinflüssen (z.Bsp. Tropisch oder gemäßigte Klimazone).
In der Berufsschule wurde uns erklärt, dass bei normalem Umgang in unserer Region Instrumente aus Messing maximal bis zu 50 Jahre und Instrumente aus Goldmessing bis zu 100 Jahre benutzbar sind. Aus Neusilber halten sie noch länger. Die Oberflächenbehandlung spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, denn der Alterungs-Prozess findet überwiegend im Inneren des Instrumentes statt.

Fakt ist, dass das Instrument auch mit einem neuen Schallstück nicht mehr so klingen wird wie das Ursprungsinstrument. Es bekommt durch die neue Materialstruktur und die handwerkliche Arbeit immer eine individuelle Komponente.
LG, Wolfram
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Re: Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von brassfrend »

Danke Wolfram, für diesen Beitrag und die Information! Wenn Du mir damit auch keine guten Nachrichten bringst. Meine Trompete spiele ich mittlerweile 40Jahre, recht intensiv. Sie hat ein Messing Schallstueck, da läuft ja dann die Zeit. Vielleicht kann ich dann doch nicht lebenslang bei der einen Kanne bleiben.
😕
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Re: Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von ebnater »

Wolfram: danke für die Erläuterungen! Dann vermute ich mal eine langsame Umwandlung der inneren Kristallstruktur des Messings als Ursache. Die Bearbeitungstemperatur und Vorbehandlung werden da sicher mit reinspielen, vielleicht hat auch der "Zinkfraß" einen gewissen Anteil daran. Muss mal bei Gelegenheit den Materialwissenschaftler meines Vertrauens befragen... ;-)

Was passieren kann, wenn ein Metall eine Umwandlung der inneren Kristallstruktur erlebt, ist ja am besten von der "Zinnpest" bekannt. Reines Zinn (ohne sonstige Zusätze oder Reaktionspartner) liegt oberhalb 13,2°C als beta-Zinn in einer stabilen Kristallstruktur vor. Wird es unter 13,2°C gelagert, wandelt es sich in alpha-Zinn um, das eine geringere Dichte hat und daher mehr Volumen braucht. Es entstehen zuerst auch Mikrorisse, die dann aber größer werden und zum kompletten Zerfall des Zinngegenstands (zu Zinnstaub) führen. Eindrucksvolles Zeitraffer-Video siehe hier: https://www.youtube.com/watch?v=sXB83Heh3_c
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Re: Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von schattie280 »

Moin,

es wird einfach spröde. Bei alten Instrumenten muss man daher vorsichtig sein, wenn ausgedellt wird, da dann leicht Risse entstehen können.
1000€ für einen neuen Becher sind definitiv zu teuer.

Gruß,
Schattie
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Re: Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von Wolfram »

schattie280 hat geschrieben: Dienstag 30. Juli 2019, 16:41 ... Bei alten Instrumenten muss man daher vorsichtig sein, wenn ausgedellt wird, da dann leicht Risse entstehen können...
Vom Endergebnis hat Schattie durchaus Recht. An alten Instrumente können bei Reparaturen Risse sichtbar werden.
... genaugenommen sind diese Risse an alten Instrumenten als feine Haarrisse in der Materialstruktur bereits vorhanden! Die Luftfeuchtigkeit, die Temperaturunterschiede von -20° bis +30° denen Instrumente im Freien oder bei schlechter Lagerung ausgesetzt sind, sowie Ablagerungen im Inneren des Instrumentes, die nicht zeitnah entfernt werden führen über einen langen Zeitraum zu chemischen Veränderungen der Materialstruktur. Wie gesagt sind diese Haarrisse bis in die Tiefe der Metallstruktur am Mikroskop sichtbar. Werden an einem solchen Instrument Reparaturen ausgeführt, kann das Metall "aufbrechen" - die kleinen Haarrisse werden für unsere Augen dann als Risse sichtbar, die entsprechend geflickt werden müssen oder durch neue Ersatzteile ausgetauscht werden müssen.
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Re: Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von Wolfram »

schattie280 hat geschrieben: Dienstag 30. Juli 2019, 16:41... 1000€ für einen neuen Becher sind definitiv zu teuer...
Diese Kalkulation ist die maximale Variante die aus meiner Sicht auftreten kann:
1.)In diesem Preis ist nicht nur der normale Erwerb eines "Roh"-Schallstücks vom Schallstückmacher enthalten. Dieser liegt je nach Hersteller zwischen 120 bis 200 €
Beim Austausch des Schallstücks eines so alten Instrumentes ist damit zu rechnen, dass kein Standard-Schallstück 1:1 eingebaut werden kann.
2.) Deshalb muss der konische Rohrverlauf dem Original identisch sein, ansonsten erhält das Instrument eine andere Intonation und ist eventuell nach dem Tausch musikalisch nicht einsetzbar.
3.) Jeder Schallstückbogen hat eine spezielle optische Form ("rund", "eckig" oder mehr "oval"). Soll das Instrument dem Original optisch entsprechen muss es individuell gebogen werden. Dazu muss das neue Schallstück 1:1 kopiert werden. Das bedeutet, dass man keine Biegeform verwenden kann, sondern den Bogen Zentimeter für Zentimeter in einem Biegeholz biegt. Das Biegeholz ist ein Holzstück in dem nebeneinander unterschiedlich große Bohrungen gearbeitet sind. In diese Bohrung wird der Schallstengen gesteckt und durch leichtes verkannten gebogen. Der Einsatz vom Biegeholz bedeutet aber, dass mehr Falten und Unebenheiten im Schallbogen entstehen die entsprechend nachgearbeitet werden müssen.
4.) Im ungünstigsten Fall müssen trotzdem neue Stützen angefertigt werden. Auch diese sollten dem Original entsprechen und sind Sonderanfertigung. Dies bedeutet zusätzliche Arbeit an der Drehbank und eventuell das Schmieden der Stützenfüsse.

Je nach Stundensatz der Werkstatt können diese o.g. zusätzlichen Arbeiten eine Kalkulation von bis zu 1000,- € verursachen. Dies ist aber lediglich eine kalkulierte Maximal-Variante. Sind einzelne Arbeiten der o.g. Dinge nicht notwendig wird der Preis automatisch geringer.

Der Aufwand ein Schallstück an einem alten Instrument auszutauschen sollte deshalb sehr gut überlegt werden. In der Regel bekommt man für das investierte Geld ein anderes und oft besseres Instrument. Man sollte nicht vergessen, dass der o.g. Alterungsprozess nicht nur am Schallstück stattfindet, sondern auch andere Bauteile des Instrumentes betreffen kann... !
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Re: Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von Wandermusikant »

Hallo Wolfram und auch schattie280,

vielen Dank für die Fülle an Informationen. So kriegt man auch als Musiker, der am Ende der Fertigungskette sitzt, ein Verständnis für euer Handwerk und das Knowhow eures Berufes. :)
Die Trompete wird nun mit ihrer Patina ihr Gnadenbrot im Regal bekommen, wirklich sinnvoll ist eine Revision nicht mehr. :)
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Re: Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von schattie280 »

Wolfram hat geschrieben: Mittwoch 31. Juli 2019, 23:37
schattie280 hat geschrieben: Dienstag 30. Juli 2019, 16:41... 1000€ für einen neuen Becher sind definitiv zu teuer...
Diese Kalkulation ist die maximale Variante die aus meiner Sicht auftreten kann:
1.)In diesem Preis ist nicht nur der normale Erwerb eines "Roh"-Schallstücks vom Schallstückmacher enthalten. Dieser liegt je nach Hersteller zwischen 120 bis 200 €
Beim Austausch des Schallstücks eines so alten Instrumentes ist damit zu rechnen, dass kein Standard-Schallstück 1:1 eingebaut werden kann.
2.) Deshalb muss der konische Rohrverlauf dem Original identisch sein, ansonsten erhält das Instrument eine andere Intonation und ist eventuell nach dem Tausch musikalisch nicht einsetzbar.
3.) Jeder Schallstückbogen hat eine spezielle optische Form ("rund", "eckig" oder mehr "oval"). Soll das Instrument dem Original optisch entsprechen muss es individuell gebogen werden. Dazu muss das neue Schallstück 1:1 kopiert werden. Das bedeutet, dass man keine Biegeform verwenden kann, sondern den Bogen Zentimeter für Zentimeter in einem Biegeholz biegt. Das Biegeholz ist ein Holzstück in dem nebeneinander unterschiedlich große Bohrungen gearbeitet sind. In diese Bohrung wird der Schallstengen gesteckt und durch leichtes verkannten gebogen. Der Einsatz vom Biegeholz bedeutet aber, dass mehr Falten und Unebenheiten im Schallbogen entstehen die entsprechend nachgearbeitet werden müssen.
4.) Im ungünstigsten Fall müssen trotzdem neue Stützen angefertigt werden. Auch diese sollten dem Original entsprechen und sind Sonderanfertigung. Dies bedeutet zusätzliche Arbeit an der Drehbank und eventuell das Schmieden der Stützenfüsse.

Je nach Stundensatz der Werkstatt können diese o.g. zusätzlichen Arbeiten eine Kalkulation von bis zu 1000,- € verursachen. Dies ist aber lediglich eine kalkulierte Maximal-Variante. Sind einzelne Arbeiten der o.g. Dinge nicht notwendig wird der Preis automatisch geringer.

Der Aufwand ein Schallstück an einem alten Instrument auszutauschen sollte deshalb sehr gut überlegt werden. In der Regel bekommt man für das investierte Geld ein anderes und oft besseres Instrument. Man sollte nicht vergessen, dass der o.g. Alterungsprozess nicht nur am Schallstück stattfindet, sondern auch andere Bauteile des Instrumentes betreffen kann... !
LG, Wolfram
Moin,

das ist dann doch mal eine bessere und für die Mitleser schlüssigere Kalkulation als "300-1000€", die aufgrund der Spanne nicht wirklich hilfreich war. :gut:

Gruß,
Schattie
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Re: Kosten eines neuen Schallstückes

Beitrag von dizzyoliver »

Vielen Dank für die sehr interessanten Informationen von Wolfram und Schattie. Klasse !!
Was ein richtiger Musiker sein will,der muss auch eine Speisekarte komponieren können (Richard Strauss)
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