Manfred Schoof

Hier geht es um Improvisieren , Stilistik , halt alles was mit Jazz bzw. Moderner Musik zu tun hat

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Blink
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Manfred Schoof

Beitrag von Blink »

Hallo zusammen!!!

Ich muss euch mal eben schnell von dem Konzert berichten auf dem ich gestern war. Undzwar hat gestern die Tournee zum 30. Geburtstag des European Jazzquintett begonnen. Und als Stargast mehr oder weniger ist Manfred Schoof an der Trompete dabei!

Meine Erwartungen an ihn waren sehr groß und er hat ja auch nen großen Namen, aber was der Mann da gestern Abend unglaubliches abgeliefert hat war unfassbar. Ich wusste nicht ob ich heulen soll oder schreien! Er war super schlecht vorbereitet, er hat kaum Töne getroffen, hat mitten im Solo abgebrochen weil er tiefe Töne auf dem Flügelhorn nicht bekommen hat und in den meisten Soloparts hat er einfach in die Trompete geblasen und wild die Ventile runtergedrückt! Dann kam das Highlight: er und die Combo machen My Funny Valentine und ich hatte leider eine Chet Baker Version im Ohr, er fing an die Melodie zu spielen und ich hätte kotzen können, wen jemand ohne Gefühl spielen kann dann er! Dann ist er in seiner ohnehin schlechten Impro in einer völlig anderen Tonart gelandet und hat das durchgezogen und der Combo war es sichtlich peinlich! Zum Glück war Gerd Dudek am Sax da der den Abend ein bischen gerettet hat!

Tut mir leid aber Manfred hat absolut keinen Respekt verdient, jeder meiner Schüler hätte besser Improvisiert und vor allem Gefühlvoller als dieser Mann!

Bitte Manfred häng die Tröte an den Nagel!!!

DANKE!!!
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SICKATTIC
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Beitrag von SICKATTIC »

Wie in aller Welt kann dann ein solcher Text über ihn Verfasst werden? Inklusive sein Werdegang sollte doch eigentlich ein tolels Konzert versprechen...

1955 - 57 Studium an der Musikakademie Kassel

1958 - 63 Studium an der Musikhochschule Köln

seit 1990 Professor an der Musikhochschule Köln


http://www.gema.de/wirueberuns/aufsicht ... hoof.shtml

http://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Schoof

kenn den Mann nicht hab nur ab und an was von ihm gehört. Aber ein Professor und Vorzeigejazzer mit so einem Gig? Klingt sehr komisch :-/
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Blink
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Beitrag von Blink »

Tja das hab ich auch gedacht! Aber er ist nur sporadisch Prof. in Köln und war schon in den Anfangszeiten dort sehr unbeliebt! Hab mich gestern auch noch mit nem Studenten von ihm unterhalten und der meinte auch sofort es würde sich nicht lohnen das Konzert zu besuchen da der man spielerisch einfach nicht viel drauf hat!

Ich hab auch Schallplatten von ihm die eignetlich ganz ok sind aber der Mann wird ja auch nicht jünger, gell!!!
Blink
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Beitrag von Blink »

Ach und ein kleiner Nachsatz! Trompete unterrichtet er ja schon mal nicht in Köln das ist ja bekannt!

Aber viel wichtiger und interessanter ist das der Titel des Professors die Leute ja nicht auszeichnet. Es gibt ja bekanntlich mehrer Leute in Deutschland die einen Lehrauftrag als Professor für Trompete haben, nur leider nicht wissen wovon sie reden. Und so langsam kommt ja endlich das Kultusministerium dahinter und fängt nachzuforschen!
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Kowa
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Beitrag von Kowa »

Ob Manfred Schoof an diesem Abend gut oder schlecht war, kann ich nicht beurteilen, aber da eine Radioübertragung Anfang der 80er der Auslöser war, weshalb ich mit der Trompete anfing, ein paar Anmerkungen zu diesem Beitrag :

Viele seine Improvisationen sind alles andere als leicht zugänglich und erschließen sich erst nach mehrmaligem Hören, aber spätestens dann merkt man was für eine wertvolle Substanz dort enthalten ist. Er kann meisterhaft Spannungslinien in der Musik, die weniger befähigten verborgen bleiben, aufspüren und weiterspinnen.
Wenn man bei Jazzballaden nur die "pure & simple" Herangehensweise eines Chet Baker erwartet, der hat Jazz nicht verstanden.
Das Schoof auch solche Techniken meisterhaft beherrscht, hat er hinlänglich live und auf Tonträgern bewiesen.
Große Jazzsolisten tasten sich aber immer wieder neu an die Musik heran um neue Aspekte darin zu entdecken. Das dies gelegentlich auch in die Hose gehen kann, gehört dazu und ist weitaus weniger schlimm, als wenn jemand seine Einfallslosigkeit dadurch dokumentiert , dass man seine eigenen (oder noch schlimmer, die von anderen) alten Sachen immer wieder aufwärmt, und diese dann garniert mit ein paar neuen Zutaten den Zuhören serviert.
Für mich die weitaus wichtigsten "Lehrstunden" in Jazzimprovisation waren etliche aufeinanderfolge Gigs des Saxofonisten Spike Robinson zusammen mit Herb Geller im Birdland in Hamburg Mitte der 80er. Es wurden jedesmal die gleichen Stücke gespielt, und jedesmal entstanden komplett neue musikalische Welten, weil hier zwei geniale Improvisatoren gemeinsam alle Register ihres Könnens zogen.
Wenn man bestimmte Spielweisen im Ohr hat, und ins Konzert geht , um genau diese dann dort zu hören, der muss sich an Pseudo-Jazz halten, wo ein Einheitsbrei mit Jazzelementen vesehen wird, davon gibt es wahrhaftg genug. Die wirklich großen Momente der Musik wird man dort aber vergeblich suchen.
Blink
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Beitrag von Blink »

Sicher aber genau das ist es ja, man kennt halt viele Platten von ihm und vor allem die Sachen die in Richtung Freejazz gehen und hoch interessant sind, aber gestern Abend wurden nunmal standards gespielt und kein Freejazz gemacht und man ist es von ihm ja nicht gewohnt das er schlecht ist oder schlecht improvisiert! Ich hätte zumindest erwartet das er alles aus sich rausholt und das hat er offensichtilich nicht getan und man hat es sogar der Band angemerkt das es ihnen peinlich ist und das Publikum war insgesamt eher enttäuscht von ihm!

Ich denke doch das ich weiss wovon ich rede und ich weiss auch wann jemand gut improvisiert und eigene Ideen oder Gedanken mit dem Instrument umsetzt!

Und übrigens Chet Baker hat alles ander als eine pure Herangehensweise und ist bestimmt auch nicht simpel! Das ist aber ne andere Diskussion!

Wer sich selbst davon überzeuge möchte wie das European Jazzquartett drauf ist sie spielen am Montag dem 13. 3 in der Essener Philharmonie!
kindofblue
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Beitrag von kindofblue »

Ich hab natürlich den Auftritt nicht gehört. Aber Chet Baker/Jazzballladen hin oder her... . Hör dir mal von Miles Davis die Livealben "My Funny Valentine" und "Four" an. Das sind meiner Meinung nach ein Beispiele dafür daß man durchaus prgressiv mit Jazzstandards umgehen kann. Ganz abgesehen davon: Wenn der Rhythmusgruppe Schoofs Stil peinlich wär würden sie wohl kaum mit ihm spielen. Wird schließlich nicht das erste mal gewesen sein daß die zusammen Musik machen. Also wars entweder ein Ausrutscher oder du hast den Zugang nicht gefunden. Beides ist kein Grund für deine harten Worte.

Übrigens auch wenns nicht direkt was mit dem Thema zu tun hat: Die "My Funny Valentine" interpretion von Baker ist meiner Meinung nach bei weitem nicht die Beste.
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Kowa
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Beitrag von Kowa »

Und übrigens Chet Baker hat alles ander als eine pure Herangehensweise und ist bestimmt auch nicht simpel!
Der Ausdruck "pure & simple" stammt nicht von mir, sondern von Charlie Parker, und war nicht abwertend gemeint. Diese beiden haben schließlich Anfang der 50er auch gemeinsam auf der Bühne gestanden, und Bird schätzte diese Schlichtheit ( er nannte dies auch "Bixelated" in Anlehnung an Bix Beiderbecke) sehr , obwohl er selber natürlich vollkommen anders spielte.
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bubblegumjazz
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Beitrag von bubblegumjazz »

Hi Blink!
ich kann Dich zum Teil verstehen. Mir liegt die Musik, die Schoof macht auch nicht. Ich habe ihn vor Jahren mit German All Stars oder wie sie hießen (Schoof, Mangelsdorf, Doldinger, Sommer...) gesehen. Ich saß in der 5. Reihe und war auch enttäuscht. Damals stand ich jedoch noch ganz am Anfang meines Trompetenspiels. Irgendwie klangen die Trompete und Flügelhorn nicht so gut. Vielleicht hat mich dieser Eindruck auch so lange vom Flügelhornspielen abgehalten.....Ich hatte mehr erwartet, dass sie abgehen, ein paar schöne Linien.... ich konnt's nicht deuten was er wollte (vielleicht mein Unvermögen ....)irgendwie fand ich ihn auch unsympatisch

Dann hab ich ihn ab und zu im Fernsehen gesehen, aber bis jetzt habe ich den Zugang zu seiner Musik nicht gefunden. Ich finde es schon komisch, wenn er als der "Exportschlager" aus Deutschland gehandelt wird. Aber vielleicht hat er ja wirklich im Bereich Free Jazz etwas geleistet, was Anerkennung finden sollte, aber ich kann nichts damit anfangen und werde mir bestimmt kein Konzert von ihm mehr antun.
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Beitrag von supertobi »

Kowa hat geschrieben:Der Ausdruck "pure & simple" stammt nicht von mir, sondern von Charlie Parker, und war nicht abwertend gemeint. Diese beiden haben schließlich Anfang der 50er auch gemeinsam auf der Bühne gestanden, und Bird schätzte diese Schlichtheit ( er nannte dies auch "Bixelated" in Anlehnung an Bix Beiderbecke) sehr , obwohl er selber natürlich vollkommen anders spielte.
Ich liebe es, wenn Leute Ahnung haben! :-) Ich glaub ich kram heute Abend auch mal wieder das Jazzbuch von Ernst Berendt raus.
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Kowa
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Beitrag von Kowa »

supertobi hat geschrieben: Ich liebe es, wenn Leute Ahnung haben! :-) Ich glaub ich kram heute Abend auch mal wieder das Jazzbuch von Ernst Berendt raus.
Sicherlich auch sehr lesenswert, aber die Quelle hierfür ist in "Young Chet" von und mit tollen Fotos von William Claxton zu finden :
http://www.zweitausendeins.de/artikel/b ... how=101742
kindofblue hat geschrieben: Die "My Funny Valentine" interpretion von Baker ist meiner Meinung nach bei weitem nicht die Beste.
Hier ist eine schöne Zusammenstellung von einigen von Chet Bakers verschiedenen "Valentine"-Fassungen
http://chetbakertribute.com/valentine.html
Knudsenz0r
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Beitrag von Knudsenz0r »

WDR-Jazzline zeigte eben eine Reportage über Manfred Schoof. War recht interessant, wenn auch nicht sehr Trompetenlastig (viel wurde über seinen Werdegang und seine Ensembles geredet). Ich als Trompeter hätte mir natürlich mehr über Schoof als Trompeter denn als Jazzmusiker gewünscht...hrhr...Es wurden auch längere Ausschnitte aus seinen Konzerten gezeigt. Wirklich größtenteils sehr "free" vom Stil her, was er spielte dort. War das erste Mal, dass ich bewusst Manfred Schoof gehört habe....
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