Bauchstütze

Wie kann ich die Atmung verbessern ? Wie wichtig ist die Atmung für das Trompetespielen ?
Hier gibt es die Antworten auf solche Fragen.

Moderator: Die Moderatoren

jojo
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Bauchstütze

Beitrag von jojo »

Hi @all!
Ich hab mal ne Frage: Kann mir jemand genau in Worte fassen, was die Bauchstütze ist und wie man sie anwendet?

Ich hatte vor 3 Jahren noch Unterricht. Mein damaliger Lehrer hat versucht es mir zu zeigen. Er hat gespielt (im Stehen) und hat dann gesagt: "Musst du hier fühlen, ist ganz hart. " und hat auf seinen Bauch gezeigt. Tatsächlich: hart wie Stein.

Mich hat das auch nicht weiter interessiert, aber es ist an der Zeit es zu lernen, bzw. wissen, was das genau ist.
Ich kann doch nicht einfach meine Bauchmuskeln anspannen und dann meinen, ich kann besser spielen. Da gehört doch sicherlich mehr dazu, oder etwa nicht?
Hab bei uns im Verein schon rumgefragt. Da stößt man auch eher auf Unwissenheit...

Über Erklärungen/Beispiele/Übungen würd ich mich sehr freuen!
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Franki
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Beitrag von Franki »

Hi jojo,

schau nach bei Quinque, denn da steht was drin.

Du hast recht. Es ist nicht damit getan einfach nur die Bauchmuskeln anzuspannen.

Beim Gähnen spüre ich den Reflex des Einatmens und das Ausdehnen des Zwerchfells am besten. Denn das ist das, was man landläufig als Stütze bezeichnet. Das nach unten wöllben des Zwerchfells beim Einatmen. Damit ziehst du die Lunge mit und hast mehr Kapazität zur Verfügung. Dann die Luft dosiert, und unter Einhalten der beim Einatmen durch das Gähnen hervorgerufenen Spannung der Muskulatur, abgeben.

Das ist für mich der Prozess der stattfindet und mir eine gute "Stütze" für die zu spielenden Töne gibt.

Mein alter Lehrer hat mir früher ein Brett auf den Bauch gelegt, sich draufgestellt und gesagt, atme ein und spiele die Tonleitern. Nun weiß ich das das völliger Unsinn war. Mach sowas nicht.

Gruß Franki
SilverFlair
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Beitrag von SilverFlair »

Das ist wirklich ein leidiges Thema! Ich habe das auch in meiner Ausbildung nie richtig gelernt und bin jetzt auch ständig auf der Suche! Auch Quinque (den ich prinzipiell wirklich gut finde) hat so ne seltsame Methode mit einem Stock, den man zwischen seinen Bauch und eine Wand hält und beim Blasen gegen die Wand drückt. Man konzentriert sich zu sehr auf die Bauchmuskulatur, die meiner Ansicht nach gar nicht ausreicht! Die Rücken- und Flankenmuskulatur ist ebenso wichtig! Hab ich mal in einem Buch aus dem Schott-Verlag gelesen (Margot Scheufele-Osenberg: "Atemschule"). Wirklich aufschlussreich, dieses Buch.
Meine Erklärung(!bin kein Experte!): Das Zwerchfell (sehr flexible Trennwand zwischen Lunge und den unteren Organen) soll sich durch das Einatmen gleichmäßig nach unten bewegen. Dadurch entsteht dann im Bauchraum eine Spannung, die durch die Rücken-, Flanken- & Bauchmuskulatur gehalten wird --> Stütze.
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Dennis
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Beitrag von Dennis »

Meine Meinung ist, das jede Form von bewusster Anspannung eher hinderlich ist. Ein weg zum entspannten effektiven Atmen ist z.B. die Yoga Atmung, kann man nun als esoterischen quatsch abtun, aber es geht eher dadrum zu einem entspannten Atmen zurückzukommen...Warum nicht mal nen Blick riskieren ?

Es gibt das Buch "Science of Breath" von Yogi Ramcharaka unter diesen Link online zu lesen, ich habe leider keine deutsche Übersetzung gefunden (Ist immerhin in Englisch :-) )

Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen, Maynard Ferguson z.B. praktiziert dieses (und Bobby Shew auch)...
Gruß von Dennis

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jojo
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Beitrag von jojo »

@ SilverFlair: Gibt es da irgendwelche Links, wo man den medizinischen Hintergrund nachlesen kann? Eventuell mit Bildern?

@Dennis: ICh werd mir den Link anschauen und übersetzen (Langenscheit Englisch T1 4.0). Ich kann ja dann ein neues Thema aufmachen, bei dem der Text übersetzt ist (oder ist das gegen das Copyright-Gesetz?, will hier nix illegales reinstellen)

Grüße Jojo
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Dennis
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Beitrag von Dennis »

Das wäre natürlich SUUUUUUPER ;-) Aber lese sicherheitshalber mal gegen, die Automatischen Übersetzungen sind z.T. nicht immer das ware ;-)

Das Copyright ist von 1903 und damit abgelaufen ;-)
Übrigens stehen in dem "Buch" auch medizinische Hintergründe...
Gruß von Dennis

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guenni-trumpet
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Beitrag von guenni-trumpet »

Hi,
nur mal'n kleiner rechtlicher Exkurs: Das Urheberrecht (Copyright) erlischt 70 Jahre nach dem Tod des Schöpfers, geht aber als materielles Recht auf die Erben über. Also wäre es interessant zu wissen, wann der gute Yogi das Zeitliche gesegnet hat........

Wollte hier aber keine Angst machen........ :P
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Dennis
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Beitrag von Dennis »

Da auf der Seite folgendes vermerkt ist :

Copyright 1903 (Expired)

Kann man sich ja notfalls dadrauf berufen ;-)
Gruß von Dennis

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SilverFlair
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Beitrag von SilverFlair »

an Jojo: kann ich leider nicht sagen - aber das Buch, auf das ich verweise ist sehr umfangreich und betont vor allem, dass die so genannte Zwerchfell Atmung ohnehin die gesündere Variante ist - von den wenigsten jedoch beherrscht wird. Meine Interpretation: eine gesunde Atmung hat sich der Mensch einfach abgewöhnt. Witzig ist auch der Verweis in dem Buch, dass Antike Plastiken eine sehr ausgeprägte Flankenmuskulatur haben, die eine ideal Vorstellung vom menschlichen Körper darstellen. In diesem Zusammenhang überlege man sich mal das moderne Ideal des (männlichen) Körpers: breite Schultern, breite Brust und schmale Taille (jetzt übertrieben). Dieser Typ von Körper lässt sicherlich nicht auf eine gesunde Zwerchfellatmung schließen. Das wird natürlich jetzt alles zu viel und wirkt vielleicht auch ein bißchen weit her geholt (Wäre aber mal interessant zu untersuchen). Was ich an der ganzen Sache so wichtig finde, dass es generell viel gesünder ist eine gute Zwerchfellatmung zu praktizieren. Ich denke für Tiere ist diese Atmung selbstverständlich. Sieht man einen Hund auf der Erde liegen im ruhenden Zustand achte man mal genau auf die Atembewegungen. Man sieht deutlich (ich habe es mal beobachtet), wie sich der Bauchraum gleichmäßig nach allen Seiten hin ausdehnt. Das ist vermutlich auch das, was Quinque in der ASA-Schule "Methode" meint mit den imaginären Nasenlöchern rund um die Taille. Lange Rede kurzer Sinn: die Atemschule gibt wirklich für alle Musiker, die mit Atmung zu tun haben sehr gute Anregungungen und Übungen, eine korrektere Atmung zu praktizieren und sensibilisiert auch dafür, wie komplex das muskulare Zusammenspiel der Stütze wirklich ist.
SilverFlair
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Beitrag von SilverFlair »

Noch ne Erfahrung von mir: Quinque macht darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, die Lippen gegen das Mundstück zu drücken und nicht vice versa. Wenn ich mich gezielt darauf konzentriere, spüre ich wie meine Stütze automatisch viel stärker anspricht und somit mehr beansprucht und trainiert wird. (Druckfreies Blasen ist ja schließlich nicht wirklich möglich)
jojo
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Beitrag von jojo »

Also, ich hab den Text mal übersetzt. Mein PC hat ziemlich lange dafür gebraucht (ist ja auch nur ein schäbiger P4 1700MHz, 768 MB RAM) :oops:

Ich hab das Dokument nur auf dem PC im Geschäft. Weiß vielleicht jemand, ob ich das Word-Dokument / HTML-Dokument uploaden kann? Das wäre viel angenehmer zum lesen. Vor allem wegen der Formation. Hier kann man schlecht mit Absätzen lesen.
Zu der Übersetzung: Ich hab heut angefangen zu lesen. Ist eigentlich ziemlich gut verständlich. Manchmal braucht man ein bisschen Fantasie, um es zu verstehen, aber mit der Zeit - so hab ich ein Gefühl - geht es immer besser. Ich hab mich mal die ersten 4 Kapitel durchgebissen. Ich muss sagen, bisher ist es hoch interessant, obwohl es noch nichts mit der Zwerchfellatmung zu tun hat. Aber man versteht schon mal die Hintergründe!

Noch was: Hab jetzt schon so viel über die Quinqe-Schule gelesen. Scheint ja recht fundamental zu sein. Ich hab die Arban-Schule zu Hause, mit der bin ich nicht so zufrieden (fängt recht hoch an, und was der Herr Arban da schreibt, hört sich zie´mlich konfus an...) Was ich sagen wollte: Weiß jemand, wo ich sie ziemlich billig (natürlich billig!! :) ) herbekommen kann? Am besten übers Internet. Schon mal danke
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Beitrag von Administrator »

@jojo
Hab dir nen FTP-Zugang eingerichtet, zugangsdaten bekommst du per PM ;-)

Am besten als HTML,Ich lese mal drüber,verlinke das dann und mach auch eine PDF-Datei draus die man downloaden kann...
stanko
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Beitrag von stanko »

Zurück zum ursprünglichen Thema: Das mit dem Stock kenne ich leider aus der Zeit meines Unterrichts bei einem Malte Burba-Schüler. Hat bei mir, wie auch das ganze Gerede um die Stütze, zu einer völligen Verkrampfung geführt :x .

Denke, Dennis' Tip ist der beste: Yoga-Übungen (oder Tai Chi und ähnliches) helfen, das Atmen zu verbessern, und zwar folgendermaßen:

1.) Lungenvolumen wird vergrößert
2.) verschiedene Atembereiche erschlossen (Bauch, Brust etc.)
3.) Entspannung von Atmung und Körper

Ich glaube, wichtig ist es, die Atmung vom Instrument getrennt einzuprogrammieren und so zu verinnerlichen, daß man gar nicht anders atmen kann und ab diesem Punkt alles über das Atmen zu vergessen und nur noch an die Musik zu denken. 8)
SilverFlair
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Beitrag von SilverFlair »

Wäre Klasse, wenn die Übersezung der Yoga-Atmungsschule zum Upload vorhanden wäre. Man könnte gemeinsam lesen und sich darüber austauschen.

Bei dem ganzen Atemtraining sollte man wirklich behutsam vorgehen. Als mich ne zeitlang stark auf die Atmung konzentriert habe, ging es mir in völlig normalen täglichen Situation (nicht beim spielen) so, dass ich immer wieder unwillkürlich tief einatmen musste. War wirklich seltsam ist aber Gott sei dank wieder vorbei. Kennt jemand das Problem? :?:
Franki
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Beitrag von Franki »

Hi SilverFlair,

was dir seltsam erscheint, nämlich dieses vertiefte Einatmen im Alltag, ist mir total erklärlich.

In meiner Arbeit beschäftige ich mich auch mit Atemübungen. Und ich habe gelernt - das ist die Auffassung einer bestimmten Schule und auch meine, die ich vertrete - "...eine Übung sollte nicht wiederholt werden, wenn durch sie eine vertiefte Einatmung bewirkt wurde. Jede vertiefte Einatmung bedeutet eine Steigerung der Lebenskraft. Wird diesem veränderten Zustand die alte Übung angeboten, so entspricht sie nicht mehr neu gewonnenen Leistungsmöglichkeiten. Jede Mechanisierung von Übungen hat wohl darin ihre Ursache, daß von außen her Gewohntes angeboten wird, obgleich innerlich schon ein anderer Stand erreicht wurde. Dadurch wird auch erklärlich, daß die vorher hilfreiche Übung nun wirkungslos geworden ist. Der durch die vertiefte Einatmung gesteigerten Lebenskraft muß auch ein gesteigerter Übungsinhalt angeboten werden. Wiederholungen haben nur solange eine Berechtigung, wie sich noch nicht die gewünschte Veränderung angezeigt hat."

Das kann man jetzt mit diesem Hintergrundwissen auch auf den Alltag anwenden. In unserem Falle auf das Üben mit der Trompete, auf das Gehen oder Laufen, aufs Atmen, aufs Spülen etc. etc.

Gruß Franki
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